Nach ihrem vollmundigen Versprechen, Ihre Königliche Breitrumpfigkeit aus ihrer misslichen Lage zu befreien, kamen KleineBlume doch erste Zweifel. „Nee, nee, Sonnensprösschen“, sagte sie zu ihrer Tochter. „Da werden meine Lego-Technik Kräne und Bagger kaputtgehen. Da rufen wir doch lieber die Feuerwehr an oder so.“
Sonnensprösschen klatschte vor lauter Vorfreude in die Blättchen: „Feuaweha hole? Cooooool!“
„Ja, echt cool“, erwiderte KleineBlume geschäftsmäßig und rollerte, da sie sich gerade in Indianerins Tipi befand, diensteifrig zum indianischen Steppen-Telefon. Mittels der altmodischen Wählscheibe, die sogar aus echtem Holz bestand, wählte sie die Nummer der Feuerwehr. Nach jeder gedrehten Nummer stieg ein schwarzes Rauchwölkchen auf und KleineBlume begann zu husten.
„Öhhhh – ich wünsche, Indianerin würde das endlich mal abstellen und sich ein neues Telefon zulegen. Das ist ja nicht auszuhalten! Was macht sie eigentlich, wenn sie mal ein Ferngespräch führen muss und eine lange Nummer wählt?“
Sonnensprösschen zuckte mit den Achseln: „Vielleicht sie dann ins Kankenhaus oda telefoniert dauße?“
„Ja, kann sein“, murmelte KleineBlume abwesend, denn sie hatte nun einen dienstbereiten Feuerwehrmann am Hörer und schilderte diesem die Lage.
„Sie wollen mich ja nicht auf den Arm nehmen?“ tönte es aus dem Hörer.
„Nein, nein“ beeilte sich KleineBlume beflissen zu sagen. „Es ist wirklich so!“
Schließlich war alles besprochen und die Rettungsaktion konnte beginnen. KleineBlume und Sonnensprösschen machten sich auf den Weg zu Wuffis Hütte, denn sie wollten das „große Kino“ um keinen Fall verpassen.
Als sie eintrafen, war die Feuerwehr schon da. Sonnensprösschen und KleineBlume wussten gar nicht, wohin sie zuerst schauen sollten: Zu dem großen, glänzenden Feuerwehrwagen, dessen Signalrot in der Abendsonne leuchtete? Oder zu der strampelnden sichtbaren Hälfte Myjondas, während die unsichtbare Hälfte ohrenbetäubend schrie?
Sonnensprösschen beobachtete fasziniert, wie zwei Feuerwehrmänner dicke Hanfseile an Myjondas strammen Waden anbrachten.
„Na, dann werden wir der Königin mal etwas Nachhilfe geben“, sagte der eine Feuerwehrmann und zwinkerte Sonnensprösschen zu. KleineBlume hatte sich unterdessen in Richtung des rotglänzenden Feuerwehrwagens aufgemacht und blickte begeistert von den massigen Rädern zu den hohen, grauen Türen und dann zu offenen Schiebetüren, die den Blick auf jede Menge Werkzeug und Spezialgerät freigaben. Für KleineBlume gab es kein Halten mehr…
Sie legte noch einen Zahn zu, gab noch mehr Speed auf die Röllchen und rief: „Darf ich das probieren, darf ich das probieren?“
Sonnensprösschen war inzwischen etwas näher an den Ort der Befreiung gerückt und war enttäuscht, als zwei weitere Feuerleute ein großes – ein genauer gesagt sehr großes – Tuch vor den königlichen Hintern hielten.
„Warum das?“ fragte sie.
„Wir müssen jetzt erst den Lehm aus der Öffnung brechen, dann kräftig an unserer Hoheit ziehen und wenn das nicht hilft, müssen wir eventuell noch die Tür oder das ein oder andere Kleidungsstück auftrennen“, erklärte der Einsatzleiter.
Sonnensprösschen, die aufmerksam zugehört hatte, wiederholte: „Auftennen?“ „Hihihihi“, musste sie kichern und legte die Blättchen über die Augen.
Nach einigen Minuten gab es hinter dem Tuch einen großen Knall. Sonnensprösschen lugte zwischen ihren Blättchen hervor und sah eine aufsteigende Wolke aus Dreck und Staub sowie vier auf dem Boden zappelnde Feuerwehrleute, zwischen denen Myjondas halbnackter Hintern hervorschaute. Der Hintern oder vielmehr Ihro Königliche Hoheit schrie – entweder noch immer oder schon wieder.
In der Hütte wurde es wieder hell. Wuffi hustete und barg die winzigen Kleiberküken immer noch unter seinem Bauch, denn der durch die Rettungsaktion versursachte weißgraue Staub wirbelte auch durch die Hütte und sank auf ihn, Indianerin und sämtliche Möbel hinunter.
„Puh, wir sehen ja vielleicht aus!“ bemerkte Indianerin pustend. Der weiße Staub bedeckte ihr Lederkleid und ihre Haare. Wuffi sah an sich herab und meinte trocken: „Ja, ich glaube, ich brauche jetzt erst einmal eine neue Haartönung!“
Neue Reizwörter: überzeugen, rosafarbenes Bier, quietschend, Schmetterlinge
(Post editiert am 01.02.2014 - 21:21) |