Schweineborsten,Milchglas,Bauklötze,Uniform
An Indianerins Haustür klingelte es. Sonnensprösschen, die gerade mit ein paar alten Bauklötzen auf Indianerins Teppich gespielt hatte, hielt erschrocken inne. Sie war allein und traute sich nicht, die Tür zu öffnen. Ohnehin hatte man ihr beigebracht, Fremde niemals einfach so ins Haus zu lassen.
Es klingelte wieder. Unentschlossen blickte Sonnensprösschen zwischen der großen Holztür und den Bauklötzen hin und her. Schließlich stellte sich die Kleine auf ihre Räder und rollerte mäuschenleise und wieselflink zur Tür. „Zu groß“, dachte das Blümchen und wandte sich dem Türspalt zu. Es beugte sich hinunter und erblickte ein paar haarige Füße. Diese kamen ihm so lustig vor, dass Sonnensprösschen beinahe laut gelacht hätte. Doch noch rechtzeitig schlug sie ein Blättchen vor den Mund und blieb still.
Der unbekannte Besucher bewegte sich. Sonnensprösschen sah, wie seine haarigen Füße die Position änderten und hörte das Scharren der rauen Sohlen. „Keine Schuhe“, dachte sie und hätte beinahe laut geschrien, als auf einmal ein Papier durch den Türspalt auf sie zu flatterte. Schnell hielt sie wieder ihr Blättchen vor den Mund.
Der Fremde verschwand. Das kurzzeitig vor Schreck erstarrte Sonnensprösschen schüttelte sich energisch und rollerte vorsichtig auf das Blatt zu, das nun glatt auf Indianerins kleinem Teppich lag. Auf dem Papier waren Kinder mit Luftballons, Musiker in Uniform, ein Milchglas und eine Kuh sowie Luftschlangen und ein Karussell zu sehen. Sonnensprösschen blickte wie gebannt auf die Bilder. Dann riss es sich los und wandte sich den Wörtern zu, die auf dem buntbedruckten Papier standen. Hin und her wanderten die Augen. Schließlich entzifferte Sonnensprösschen: „Fest.“ Begeistert klatschte es in die Blättchen. Die Bauklötze waren mit einem Mal uninteressant. Hoffentlich kamen die Indianerin und KleineBlume schnell von ihren Besorgungen wieder, denn so gerne würde sie den beiden von dem bevorstehenden Fest erzählen…
Nach einer Viertelstunde voll ungeduldigen Wartens hörte das hin- und herrollernde und hin und wieder die Bauklötze unruhig gegeneinander kickende Sonnensprösschen Geräusche vor der Tür. Spontan wollte es „Paaaty!“ zum Türspalt hinausschreien, doch dann besann es sich. Womöglich war ja der geheimnisvolle, haarige Postbote wiedergekehrt?
Doch es waren die Indianerin und KleineBlume, die munter miteinander schwatzend das Haus betraten. „Gut, dass ich die Schweineborsten noch bekommen habe“, hörte Sonnensprösschen ihre große Freundin zu KleineBlume sagen, „ – denn ich muss noch ein an einem Mittel gegen Wuffis Räude experimentieren.“ „Und dafür brauchst du Schweineborsten?“ wollte KleineBlume erstaunt wissen, wurde aber von Sonnensprösschen unterbrochen: „Paaaty!“
„Hm?“ fragte KleineBlume ihre Tochter verwundert. „Wo ist ‘ne Party?“
Sonnensprösschen streckte KleineBlume stolz den Zettel mit den bunten Bildern entgegen. KleineBlume las: „Milch-Fest für Groß und Klein – wir laden alle herzlich ein!
Lustiges Milch-Fest mit Musik, Karussell und natürlich leckeren Milchgetränken am Sonntag, ab 11 Uhr am Alten Köhlerhof.
Besondere Aktivitäten für die kleinen Gäste.“
„Gehen wir hin?“ fragte KleineBlume mit dem nächsten Atemzug.
„Können wir machen“, erwiderte die Indianerin etwas verdutzt. „Ich weiß aber gar nicht, wer dieses Fest wohl ausrichten könnte. Der Alte Köhlerhof ist schon seit Jahren verfallen. Wieso sollte da jemand feiern? Seltsam…“
Neue Reizwörter: filmreif, Schoko-Shake, irritierende Innenarchitektur, Rosenkohl
(Post editiert am 05.10.2012 - 20:26) |