[u]Auf dem Blocksberg[/u]
„Puh“ stöhnte die Indianerin und rührte mit einem kräftigen Stock in ihrem pechschwarzen Kessel, aus dem giftig-grüne Blasen emporstiegen.
„Warum machen wir das?“ fragte KleineBlume, die neben der Indianerin in ihrem Töpfchen hockte und den aufsteigenden Blasen mit ihren Blicken folgte. Wann immer eine Blase platzte, ergoss sich ein Geruch nach faulen Eiern in die Luft, unter dem sich KleineBlume hinwegzuducken versuchte. „Ja, und bist du sicher, dass das nicht gefährlich ist?“
Indianerin hielt kurz inne und wischte sich mit dem Ärmel ihres Lederkleides den Schweiß von der Stirn. „Nein, das ist nicht gefährlich. Und irgendwas müssen wir ja gegen Myjondas Schweißfüße tun. Dieser Geruch kann ja Kleintiere töten!“
KleineBlume grinste und betrachtete Wuffi, der ohnmächtig im kurzen Blocksberg-Gras auf dem Rücken lag und alle Viere von sich streckte. Nur ein Nervenzucken verriet, dass noch Leben in ihm war. „Wuffi ist aber nur ohnmächtig“, merkte die muntere Blume an und fragte im selben Atemzug: „Wie ist das eigentlich passiert?“
Die Zubereiterin des Trankes antwortete: „Hm, zum einen ist unser Wuffi kein Kleintier, sondern ein ausgewachsener Rüde, der einiges aushalten kann. Zum anderen hatte ihn Myjonda leider gebeten, ihr ihre Schuhe zu apportieren. Und obwohl Wuffi so etwas eigentlich überhaupt nicht mag, hat er dieses Mal Myjonda einen Gefallen tun wollen…“
„Und dann ist er ohnmächtig geworden?“ kicherte KleineBlume, rollerte über den unebenen Boden holpernd zu Wuffi hinüber und überlegte, wie sie die Situation ausnutzen konnte, um ihrem Hundekumpel einen Streich zu spielen. Währenddessen troff langer Speichelfaden aus Wuffis Maul.
„Hast du ein bisschen Hokuspokus für mich?“ erkundigte sich die Pflanze bei ihrer großen Freundin, die gerade dabei war, einige dunkelblaue Kügelchen in den Kessel zu werfen. Bei jeder Kugel, die das giftig riechende Gebräu traf, zischte eine heiße Fontäne nach oben. Es roch zunehmend intensiver nach Heidelbeere.
„Ich mach hier gerade mein eigenes Hokuspokus“, erwiderte die Indianerin konzentriert und rührte die Kügelchen in einem komplizierten Rhythmus von Rechts- und Linksschwüngen in die Flüssigkeit ein.
„Ich seh’s“, gab KleineBlume zu. „Hm, riecht lecker! Kann man das kosten?“
Indianerin warf KleineBlume einen Seitenblick zu. „Besser nicht, man weiß nie!“ sagte sie geheimnisvoll. „Aber du kannst mir mal mit der Kriegsbemalung helfen. Ich brauche sie, damit…“
„Au ja, darf ich Wuffi anmalen?“ unterbrach die Blume sie und klatschte übereifrig in die Blättchen. „Hilft ihm das, wieder wach zu werden?“
„Nein, da hilft nur ein großer Schwung eiskaltes Wasser“, erklärte die Indianerin sachlich, „ – die Kriegsbemalung brauche ich, damit ich den Kampf gegen Myjondas Fußschweiß aufnehmen kann.“
„Ach so, übrigens ein cooles Heidelbeer-Deo“, äußerte KleineBlume und sauste in Richtung Fluss davon. „Eiskaltes Wasser, wie cool…!
Die Indianerin schaute ihr kopfschüttelnd und mit einem leisen Schmunzeln hinterher. Dann musste sie ihre Kriegsbemalung wohl selbst anlegen...
Sie öffnete ihren Kasten mit der Theaterschminke und war gespannt, wie KleineBlume das eiskalte Wasser wohl heranschaffen wollte, um ihren haarigen Kumpel aus seiner Ohnmacht zu „erlösen“…
Neue Reizwörter:
Tasse Kaffee, Ostereier, Agentenschirm, gewaltig
(Post editiert am 01.04.2012 - 14:56) |