So, nun gibt es mal wieder was zu lesen.
Bitte hinsetzen, festhalten und los geht´s!
Viel Spaß!
Indi machte sich auf den Weg. Noch immer von den schrecklichen Erlebnissen mit der betrunkenen Freundin Myjonda erschüttert!
"Ich muss mir einen Überblick verschaffen, ich bin jetzt die Regentin.", grübelte die Indianerin.
"Und, vor allem herausfinden, warum Myjonda Alkohol trinkt! Früher trank sie genussvoll immer ihren original englischen Nachmittagstee, mit winzigen Schlucken, den kleinen Finger leicht abgespreizt. Natürlich mit Massen von Kuchen und Keksen, aber Alkohol? Nein!"
Mit der Vollmacht in der Hand, durchschritt sie den üppigen Park um zum Schloss zu kommen. Vor der Freitreppe bleibt sie stehen. Das Gebäude mit moosbeckten Dachpfannen leuchtete im Sonnenlicht.
Zweiflüglige Türen, Geländer aus Mamor, fehlt nur ein graziler Prinzessinnenschuh auf der Treppe! Wobei der Gedanke an Myjondas Schuhe, der Marke U-Boot, die Kräuterfrau zum Kichern brachte.
Der Buttler Edgar, in dunklen Anzug mit Krawatte, steif wie ein Besenstil, kniff seine Lippen zusammen.
"Miss Indi, herzlich Willkommen."
"Danke, Edgar."
"Sie kennen den Weg zum den Gemächern?"
"Natürlich."
In der letzten Zeit hatte die Regentin von ihrem Schlafzimmer aus alle Regierungsgeschäfte abgewickelt. Daher betrat Indi nun das heilige Gemach. Überall türmten sich Berge von Papieren - auf Stühlen, Tischen, der Fensterbank selbst sogar auf dem Nachttopf der Größe XXL. Neben dem Nachttisch lagen Federhalter, Tinte, Siegelringe und -wachs, dicke, wellige, alte Bücher des Königreiches und all das zwischen Kuchen- und Keksresten!
Das Bett mit sieben durchgelegenen Matratzen, extra dicken Ballonfederdecken - und -kissen ließen die Indianerin erschaudern.
"Wer weiß, was da noch zwischen den Sachen alles steckt?!" murmelte sie vor sich hin.
"Das sieht ja furchtbar hier aus und die gammligen Samtvorhänge...alles so staubig....aber es nützt ja nichts. Ich muss mir einen Überblick verschaffen, damit ich die Regierungsgeschäfte weiterführen kann. Alleine schaffe ich das nicht, vielleicht helfen mir meine Freunde?"
Sie griff zum königlichen Telefon, einem ganz in Pink, mit weißem Plüsch und Diamanten besetzten Hörer und Wählscheibe.
"Qualle? Bist du es?"
"Blubb...ja, hier Qualle!"
"Qualle, sind die Blumen und Wuffi noch bei dir im Meerwasseraquarium? Könnt ihr bitte ins Schloss kommen und mir helfen? Myjonda hat hier ein Chaos hinterlassen und ich soll doch regieren!"
"Blubb...ja, die sind noch hier. Ich muss allerdings meine Steuerung überprüfen und einige Schäden....."
Wuffi riss der Qualle den Hörer aus den Tentakeln und rief: "Indi, wir kommen so schnell wir können!"
und knallte den Hörer auf das Quallentelefon.
"Kleine Blume, Sonnensprösschen...kommt mal schnell! Wir müssen zu Indi ins Schloss und helfen. Aber vorher müssen wir wohl noch Qualles Aquarium reparieren."
Wie ein Blitz kamen die beiden Blumen angeschossen und betrachteten das Behältnis der Qualle, das schwer in Mitleidenschaft gezogen worden war, als das Gefährt wie wild in der Gegend rumwirbelte.
Qualle, die noch immer rot, blau und grün schimmerte, war mit Meeressand paniert und Algen und Seetang hingen von ihrem Schirm. Rasch setzte Wuffi die Qualle in ein sauberes Wasserbecken, wo sie sich reinigen konnte.
Zwischenzeitlich übernahm Wuffi die Reparatur des Gefährtes und die beiden Blumen gingen ihm zur Hand.
"Schraubendreher!"
Blitzschnell zückte Kleine Blumen ihren Schraubendreher.
"Gibt es hier Klebeband?"
Sonnensprösschen durchsuchte die Unterkunft und brachte eine Rolle zu Wuffi
"Perfekt, Sonnensprössen....Panzerband!"
Dieser wickelte es fest um das Gestänge.
"Schere oder Messer!"
Diesmal sauste Kleine Blume zum Spind, wo sie ein Taschenmesser fand.
"Geht das hier?" fragte die Blume.
"Oh, das ist ja noch besser! Du hast ein Multitool gefunden."
"Was dat?" erkundigte sich Sonnensprösschen.
"Ein Multitool ist wie ein Taschenmesser, hat aber noch viele andere Werkzeuge darin. Sägen, Feilen, Zange, Drahtschneider, Schere, verschiedene Schraubendreher und Messer."
Geschwind waren sie fertig, setzten Qualle wieder in das Aquarium und machten sich auf den Weg.
Kurze Zeit später rollerten KleineBlume und Sonnensprösschen ins köngliche Schlafzimmer rein, und Wuffi schob Qualles Aquarium auf dem ratternden Gestell.
"Schön, dass ihr gleich gekommen seid!" begrüßte die Indianerin ihre Freunde.
"Blubb, blubb...na klar! erwiderte die liebe Qualle und ordnete ihre Tentakel.
"Ich muss regieren und weiß nicht, was mit den ganzen Papieren ist. Da sind Anträge und Rechnungen die zu erledigen sind und natürlich ganz wichtig, wir müssen herausfinden, warum Myjonda soviel Alkohol trinkt. Seit Monaten hat sie schon keinen 5-Uhr-Tee mehr getrunken, erzählte mir Edgar."
"Blubb...ich kann die Papiere durchsehen und sortieren." murmelte Qualle,"Ich bin multitaskingfähig! Mit meinen Tentakeln kann ich gleichzeitig 10 Dokumente nehmen, ansehen und auf Stapel sortieren."
"Sehr gut, Qualle!"
"Ihr Blumen könnt mal unter dem Bett und Sofa schauen, ob ihr wichtige Hinweise findet."
Die beiden Blumen flitzen los und fingen an unter dem Bett nach Indizien zu suchen.
Wuffi machte sich an den Kleiderschrank und Indi durchsuchte das Ankleidezimmer.
"Haaahaaaahaaaatschi!!" ein lauter Nieser versetzte der Kleinen Blume einen gewaltigen Rückstoß. Sie schoß rückwärts unter dem Bett hervor, überrollte Wuffis Schwanz, der jaulend in die Höhe sprang, mit dem Kopf im Kleiderschrank gegen einen Regalboden knallte, ehe es Schwarz um ihn wurde.
"Wuffi....Wuffi!" rief jemand und hielt ihm Myjondas königliches Parfum "Mufti ewige Liebe" unter die Nase.
Seine Augen öffneten sich...."Oh, mein Schädel! Was war das denn?"
"Entschuldige, Wuffi, aber ich musste so niesen." klagte Kleine Blume.
"Aber warum tut mir dann der Kopf weh?"
"Weil...." fing Indi an zu erklären, als sie auf einmal auf den Schrankboden zeigte. Dort hatte sich ein Geheimfach geöffnet!
Alle guckten zum Kleiderschrank, wo Wuffi bereits auf dem Bauch lag und mit der Pfote in dem Fach angelte.
Er zog einen großen Karton heraus. Darauf stand: Tee-quila Gold
Alle blickten gespannt, während Indi den Karton öffnete.
"Was soll denn Tee-quila Gold sein?" fragte Wuffi.
"Keine Ahnung, Wuffi! Gleich werden wir es wissen."
Indi öffnete den Karton und holte eine Flasche hervor.
"Igitt, das soll wohl Tequila sein, das ist ein alkoholisches Getränk! Davon muss Myjonda getrunken haben! Das verstehe ich nicht. Warum versteckt sie das Zeugs?"
KleineBlume fand im Nachttisch noch mehr Kartons und Sonnensprösschen kam völlig mit Staub und Konfetti bedeckt, unter dem Bett wieder hervor: "Nos meehr Tarton!", wedelte mit den staubigen Blättchen und nieste ein "Hahaaahaaatschiiii!"
Da meldete sich die Qualle zu Wort: "Alle mal herschauen!" Sie hielt in den Tentakeln eine Rechnung.
"Rechnung über 100 P. Tee-quila Gold....." las die Indianerin den Freunden vor.
"Was ist denn Pe Punkt?" kam es von Qualle.
"Pakete sind wohl gemeint." erwiderte die Kräuterfrau.
"Oder Päckchen." konterte Kleine Blume.
Schenkelklopfend und feixend setzte Wuffi hinzu: "Ihro Hoheit hat sicherlich gedacht, sie würde 100 Päckchen Tee kaufen!"
Alle fingen an zu lachen. "Ja! So wird es wohl gewesen sein." schloss die Indianerin. "Seit Jahren kauft Myjonda ihren Tee im Internet und vielleicht hat sie gedacht, dies ist ein besonders guter Tee. Als sie dann entdeckte, dass es ein alkoholisches Getränk ist, kam sie auf die Idee, es zu verstecken und nach und nach zu trinken. Wir müssen die Flaschen finden und vernichten...also los!"
Auf einmal begann Qualle zu prusten und husten. Alle schauten auf und sahen, dass ihr Tränen aus den Augen liefen.
"Hört mal zu!" ächzte das Nesseltier.
"Bescheid über neuen Bussgeldkatalog!
1. Wer mit öffentlichen Verkehrs-Ochsen Waren transportiert, hat 40 € Bussgeld zu zahlen.
2. Öffentliche Rennen mit rollenden Blumentöpfen ist strikt verboten und wird mit 50 € geahndet.
3. Ziervögel aller Art sind an der Leine zu halten. Zuwiderhandlungen 10 €.
4. Hunde aller Art dürfen nur noch mit Sportschuhen die öffentlichen Wege betreten. 10 €
5. Aquarien ohne Fahrlicht und Fernscheinwerfer sind stillzulegen! 100€
6. Die Abgaswerte der öffentlichen Taxen-Kühe sind gehalten, den Methanausstoß klimafreundlicher zu gestalten.
Fest steht: Kühe tragen durch ihr Pupsen zum Klimawandel bei. Wer ohne Kuhfilter erwischt wird, muss 250 € Strafe zahlen."
Die Blumen hielten sich vor Lachen den Stängel und wischten sich Tränen aus den Augen. Wuffi jaulte, weil ihm schon der Bauch so weh tat und die Kräuterfrau hatte sich gackernd auf einem Sessel fallen lassen.
"Himmel...ich kann nicht mehr!" schnaufte sie und fragte, ob der Bescheid schon angenommen wurde.
Die Qualle verneinte. "Ein Glück! Sonst hätte du gar nicht mehr auf der Straße rollen dürfen, Wuffi nur noch mit Sportschuhen rumlaufen und die Blumen langsam durch die Gegend rollen dürfen. Diesen Bescheid lehne ich sofort ab!" und wies ihn mit ihrer Unterschrift ab
Auf einmal klopfte es an der Zimmertür und Indianerin öffnete.
"Peter Zwiggert, guten Tag!"
Perplex ließ sie ihn rein.
"Köngliche Hoheit Myjonda hat Schulden und ich bin Schuldenbetrater. Ich weiß, wo die Probleme liegen und will helfen."
Alle Anwesenden guckten sich verdattert an und baten Herrn Zwiggert Platz zu nehmen.
Ausführlich zeigte er, wo die Einahmen und Ausgaben liegen. Das Ergebnis ist überraschend.
Jeden Monat fehlen Myjonda 5000 €!
"Die Ausgaben liegen höher als die Einnahmen, besonders fällt auf, dass Ausgaben für Nahrungsmittel allein schon mit 4000 € im Monat auflaufen. Woran liegt es?"
Den Freunden klappte der Unterkiefer runter. "Eine Person kann gar nicht soviel essen, aber Myjo lässt sich jeden Tag mehrere Pizzen und Fertiggerichte bringen, Kuchen und Kekse jeden Nachmittag, literweise Softdrinks und Eierlikör, Brotbelag isst sie pur und Naschsachen bergeweise...", stammelte Indi.
"Also muss sie etwas ändern." erläuterte Zwiggert. "Diese ungesunde Lebensweise muss aufhören. Hat jemand einen Vorschlag?"
"Speisekammer abriegeln." knurrte Wuffi.
"Düngerstäbchen essen." murmelte Kleine Blume.
"Sehr gut....eine Schulung ihrer Hoheit in punkto Kochen und Ernährungsberatung." erklärte der Schuldenexperte und strich den Posten Nahrungsmittel.
Nachdem er den Weg aus den Schulden gezeigt hat, wird sich zeigen, ob Myjonda sich darauf einlässt.
Kurz danach klopft es wieder.
"Hallo, ich bin Tine Wittler. Da bin ich!" erscholl es und mit ihr treten auch ihre Helfer mit ein.
Die Freunde schauen sich entgeistert an. "Was will die denn hier?" brummelt Wuffi.
"Ach, hier ist es ja sehr königlich eingerichtet. Ich denke, hier kann man was richtig peppiges und rustikales draus machen." schwärmt sie. "Wie lange ist hier schon nicht mehr renoviert worden? Ich habe 1000 Ideen!"
"Keine Ahnung!" erklärt Indi. "Das ist ja nicht unser Schloss und hier wohnt Myjonda Königin von Altneubiberbergenburg."
"Dann mal ran an den Speck!" jubelte die Rausausstatterin.
Erst einmal kamen alle Sachen raus, auch der riesige Kleiderschrank. Tine Wittler hat sich folgendes ausgedacht.
Viele Strohballen zusammen, ergeben ein rustikales Bett und für die Kleider wird einfach ein Vorhang aus Säcken vor das Ankleidezimmer gehängt. An der Decke hängt ein altes Wagenrad, welches mit Kerzen den Raum in ein wohlig warmes Licht taucht. Euro-Paletten zusammen geschraubt und mit Kissen und Decken drapiert, werden zu einer gemütlichen Sitzgruppe.
Die Fenster schmückt grobes Sackleinen und ein Holzofen sorgt für gemütliche Wärme. Da kann Myjonda auch gleich ihre alten Dokumente verfeuern....wie praktisch doch die Tine Wittler denkt!
Neue Wörter: Made in China, Fax, personalisieren, nestjung
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