Wuffi lehnte an seiner offenen Kühlschranktür und blickte in den fast völlig leeren Kühlschrank.
„Hm, muss mal wieder in einen dieser Konsum-Tempel“, dachte er und schlug die Tür mit der Pfote zu.
Somit machte sich der bejahrte Rüde auf zum nächsten Supermarkt. Als Wuffi am Supermarkt angekommen war, entdeckte er zwar ein „Hunde verboten“-Schild, doch er beschloss, dieses zu ignorieren. Breitbeinig und mit hochgerecktem Kopf stolzierte er in den Laden hinein.
Doch urplötzlich fühlte sich Wuffi hochgehoben. Seine Beine baumelten in der Luft. Über ihm erschien das gerötete Gesicht eines Sicherheitsmitarbeiters. „Hunde müssen draußen bleiben!“ blaffte er und setzte Wuffi unsanft auf den Boden. „Hihihi“, kicherte in diesem Moment schadenfroh eine kleine Blume und sauste an ihm vorbei in den Supermarkt.
Missmutig trottete Wuffi weiter. Er humpelte ein wenig, denn er hatte eine fiese Dornwarze unter der linken Hinterpfote.
Der nächste Supermarkt hatte keine Frischetheke und kein Hundeverbotsschild. Mutig hinkte Wuffi dort hinein. Er verschmähte die Angebote der Obst- und Gemüsetheke und machte vor einem riesigen Posten Schmierseife Halt. „Wow, was für ein Sonderangebot“, brummelte er und packte einen Eimer mit der Pfote. „Damit kann man so mancher kleinen Blume eine große Freude machen“, grinste er hämisch.
Der listige Rüde humpelte weiter und zog den schweren Eimer Schmierseife am Henkel hinter sich her. „Autsch-uff, autsch-uff“, machte er bei jedem Schritt. Er zog durch die Gänge und sammelte die ihm noch fehlenden Waren ein.
„Hihihi“, machte es am Ende des Ganges mit dem Hundefutter. Dort stand in einer staubigen Ecke ein alter Kopierer. Und auf diesem stand – Wuffi konnte seinen Augen kaum trauen – eine einen Fallschirm tragende Blume.
„Hihihi“, machte sie und winkte Wuffi albern zu.
„Boing!“ Überrascht ließ Wuffi eine Dose Hundefutter auf seine rechte Hinterpfote fallen und zeigte der Blume ein flottes Tänzchen: „Autsch, autsch – autsch, autsch…“
Die Blume klatschte begeistert Beifall und Wuffi verspürte das spontane Bedürfnis, zum Vegetarier zu werden, um der Blume mal ordentlich den Stängel zu perforieren…
Doch gebannt hielt er inne. Die kleine Blume hatte Geld in den Kopierer geschmissen und begann nun, in Richtung des Vorlagenglases am Fotokopierer hochzusteigen. Oben angekommen hob sie mit beiden Blättchen und einem lauten „Uff!“ den Kopiererdeckel an und rollte sich seitlich darunter. Wuffi überkam das fast übermächtige Bedürfnis, den Deckel einfach einmal mit einem festen Schwung auf das Glas zu knallen, doch er rührte sich nicht. Aufmerksam beobachtete er, wie sich eine kleine Blattspitze unter dem Deckel hervorschob, auf die Zahlen Eins und Null tippte und auf den grünen Start-Knopf drückte.
Der Kopierer begann zu surren.
Ein grelles Licht kroch über das Vorlagenglas.
Zehn Blätter fielen in den Ablagebereich.
Wuffi trippelte langsam näher und beobachtete, wie die kleine Blume mit dem Fallschirm wieder unter dem Kopiererdeckel hervorkroch.
Dann auf einmal – Wuffi wusste gar nicht, wie dies geschah – gerieten die Kopien in Bewegung. Die kleine Blume stand abrupt am Kopiererrand und richtete den Fallschirm. „Hui, hui“, machte sie. Die Kopien stellten sich auf.
Wuffi sah, wie sich die Papiere erhoben. Elf kleine Blumen blickten ihn an – zehn davon in schwarz-weiß und eine in bunt, aber alle mit Fallschirm. Als sich zweiundzwanzig Augen auf Wuffi richteten, vierundvierzig Rollen betriebsam wie Nähmaschinen zu surren begannen, sich elf Fallschirme bauschten und ein elffaches „Hui, hui!“ durch den Supermarkt heulte, gab Wuffi Fersengeld.
„Autsch, autsch…!“
Neue Reizwörter:
Milchglas, pfeifen, Pinguin-Puschen, Fluss
(Post editiert am 13.01.2012 - 00:14) |