"Indddddiii, duuu...." mehr hörte die Kräuterfrau einen Moment nicht, als ein ohrenbetäubendes "HHHHAAAAAAAAAAAAAATSCHIIIIIIIIII!" im Hörer ihres Ledertelefons explodierte.
"Ich bin kraaank." kächzte eine unbekannte Stimme.
"Tante Klärchen, bist du das?" fragte Indi nach.
"Jaaa,........HAA.......HAAAAA......HAAAAAAAAAAAAAATSCHIIIIIIIIIII!"
Indi hatte schon vorsorglich den Hörer vom Ohr genommen und rief nur noch "Gesundheit! Ich komme sofort, Tante Klärchen!"
Rasch, schnappte sie sich ihre Notfall-Tasche. Griff hier und dort ins Regal, murmelte vor sich hin, holte in der Abstellkammer ihres Tipis einen größeren Gegenstand heraus, klemmte sich alles unter den Arm und machte sich
zügig auf den Weg zu Tante Klärchen.
"Klärchen?"
Unter dem riesigen Ballon-Federbett sah die indianische Freundin den Kopf umrahmt von kleinen Löckchen. "Indiiiii, wie guuu....HUUU....HUUUUST.....gut, dass du daa....HA....HAAAA....HAAAAATSCHIIIIIIIII.....bist!" stöhnte sie. Da lag die alte Frau und hatte sich fürchterlich erkältet.
Die rote Nase tropfte, die Augen tränten, das Niesen und Husten erschütterte den schmalen Körper und lies das stabile Bauernbett beben.
"Einen Moment, Tante Klärchen. Ich gebe dir gleich was." Mit flinken Händen, nahm sie aus ihrer Tasche Fläschchen mit Tinkturen und Lösungen, Kräuter und Pülverchen, mixte und rührte. "Hm, da könnte noch eine 'Prise von dem Gelb-Unken-Zungen-Schleim rein."
Rasch holte sie noch ihren Teekocher aus der Tasche und brühte ein Tässchen Tee auf.
"Waaas... HHHHHHAAAAAAAAAATSCHI, das soll ich HUUU....HUUUUST trinken?"
"Ja, nur einen Eßlöffel voll. Du MUSST....keine Widerrede und rein mit damit!"
Klärchen, wurde flink ein Löffel der Teelösung in den Mund gegeben. "IIIhhhhhh, das schmeckt aber bitter!"
"Medizin muss bitter schmecken, sonst wirkt sie nicht." erwiderte ihre Feundin, "Gleich wirst du ein Stündchen schlafen und dich schon etwas besser fühlen."
Während Tante Klärchen schnaufend und schnarchend unter dem Deckenberg schlief, baute die Indianerin ein komisches Gebilde in dem großen Zimmer auf. Legte Felle und Decken aus, holte Zweige und so allerlei frische Kräuter.
Dann rief sie ihre Freunde, KleineBlume, Sprösschen, Wuffi und ihre königliche Hoheit Myjonda an, und bat um Unterstützung.
Leise flüsternd gab sie den Freunden Instruktionen und stellte die benötigten Dinge an die richtigen Stellen.
"Habt ihr verstanden?" Alle nickten mit dem Kopf.
Dann wachte Tante Klärchen auf und sah alle ihre Freunde um sich herum. "Bin ich jetzt im Himmel?" krächzte sie und starrte auf die eigenartige Konstruktion in ihrem Schlafzimmer.
"Nein, wir sind alle hier, um dich gesund zu machen." entgegnete Hoheit Myjonda mit bebender Brust.
"Denau!" plärrte Sprösschen laut, was mit einem
"Pssssssssssst, nicht so laut!" eingedämmt wurde.
„Das ist meine neue Indoor-Medizin-Flex-Schwitzhütte“ erklärte Indi ihrer Freundin, die noch immer nicht wusste, was jetzt passierte. "Ich werde die Sieben Riten der Heiligen Pfeife für deine Gesundung durchführen und dabei musst du in die Schwitzhütte. Die anderen werden den Vorgang mit Trommeln, Didgeridoos und Gesang begleiten. Später reiche ich dir eine Pfeife rein. Du musst sieben mal daran ziehen...nicht mehr oder weniger!"
"Ich rauche nie!" schniefte Klärchen, "Mir geht es auch schon sooo viel....HUUU....HUUUUST." Alles weitere ging unter dem Hustengebell unter.
"Du MUSST....keine Widerrede und rein mit dir!"
Die glühenden Steine waren gut im Dunkeln erkennbar und die Indianerin als Feuerhüterin, mit Master-Abschluss!, streute Kräuter darauf und übergoss sie mit Wasser, was sofort zischend zu Dampf wurde.
"Jetzt seid ihr dran." die Kräuterfrau gab das Kommando an die Freunde, die nur darauf warteten, endlich loszulegen.
"Yeeeeeeeeeeaaaaaaaaaaaaah!" sang KleineBlume und trommelte mit ihren Blättchen auf einer Obertontrommel rum. "Tann ich auch maaaa?" fragte Sprösschen, die kleine Rasseln schüttelte.
"Später....jetzt nicht! Nun kommt gleich mein Solo." rief KleineBlume in den Lärm hinein.
Wuffi pustete in das Didgeridoo, jaulte und stampfte mit den Pfoten dazu.
Myjonda holte tief Luft, begann voller inbrunst die Arie der Die Zauberflöte zu schmettern und hämmerte auf einer Trommel rum.
Die Indianerin trug eine Räucherschale mit Rauchwerk und umschritt andächtig das niedrige Tipi. Dabei murmelte sie Gebete und hob zu einem Singsang an. "Weiße Büffelkuhfrau sende deine allmächtige Medizin zu uns. Lass das arme Wesen in der Schwitzhütte gesunden!"
In dem Moment begann KleineBlume aus voller Kehle "Help" von den Beatles zu singen und im Uhrzeigersinn um das Tipi zu rasen. Die kleine Blumentopf-Räder qualmten dabei.
"Help, I need somebody
Help, not just anybody
Help, you know I need someone, help."
Sprösschen raste mit den Rasseln in den Blättchen mit herum und schrie: "Seee lowees yuhuu, yeah, yeah, yeah, yeah!"
Nun reichte die weise Indianerin eine kleine Tonpfeife in die Schwitzhütte. "Hier die Heilige Pfeife....7 mal, denk daran du MUSST....keine Widerrede!"
Dann plötzlich tat unter Gehuste und Geräusper weißer Rauch aus einer kleinen Öffung.
Die Feuerhüterin gab ein geheimes Zeichen und auf einmal kehrte schlagartig Stille ein. Nur das Quietschen bei der Vollbremsung von Blümchens Töpfchen war noch zu hören.
"Mein Koooopf!" stöhnte Tante Klärchen, die aus der Schwitzhütte krabbelte. "Von dem Lärm fallen mir ja die Ohren ab! Ich bin soo müüüüüde."
"Wo hatt du die Ohren?" kreischte Sprösschen sogleich und guckte in die Schwitzhüte, ob die Ohren auf dem Boden lägen.
"Pssssssssssst, nicht so laut! Tante Klärchen muss nun schlafen."
Beleidigt zog Sprösschen einen Flunsch.
Klärchen wurde in ihr Bett verfrachtet, zugedeckt bis obenhin. Dann sollte sie noch einen Löffel der Teelösung bekommen, kniff aber die Lippen zusammen. "Du MUSST....keine Widerrede!" schallte es im Chor. Schwupps, verpasste ihr die Freundin den Medizinlöffel, den sie gleich wider mit einem "Bäääähh, wie widerlich!" quittierte.
"Ich sing ein Gute-Nacht-Lied", meinte KleineBlume und begann sofort zu trällern:
"Help, I need somebody
Help, not just anybody....."
"Schluss, jetzt Blümchen!" schimpfte die Indianerin. "Tante Klärchen braucht jetzt Ruhe. Ich bleibe bei ihr, bis morgen früh."
Am nächsten Morgen klopfte es vorsichtig an der Schlafzimmertür und Wuffi, mit Gefolge, trug ein Frühstückstablett herein. Da saß die große Freundin im Ohrensessel und schlummerte noch.
Tante Klärchen dagegen wachte auf und traute ihren Augen nicht, als sie die ganze Truppe dort stehen sah.
"Na nun? Was macht ihr denn hier?"
"Wir wollten doch nur sehen, ob es dir wieder besser geht." erklärte Myjonda feierlich.
"Besser?" entgegnete Klärchen, sprang aus dem Bett und machte 5 Kniebeugen.
"Ich könnte Bäume ausreißen...es geht mir faaantaastisch!"
"HHHHAAAAAAAAAAAAAATSCHIIIIIIIIII!" machte es plötzlich und die Indianerin fasste sich stöhnend an den Kopf.
"HUUU....HUUUUST. Meine Knochen tun mir weh....iiiich glaube... HAA.......HAAAAA......HAAAAAAAAAAAAAATSCHIIIIIIIIIII....bin kraaannnk!"
Die Freunde guckten sich an und wie auf Kommando griff Tante Klärchen flink die Teelösung und einen Löffel, um ihn in den Mund ihrer indianischen Freundin zu geben.
"NEEEEEEEEEEEIN, ich will das Zeugs nicht! Das schmeckt so bitter!" jammerte Indi.
"Du MUSST....keine Widerrede und rein mit dem Löffel! Medizin muss bitter schmecken, sonst wirkt sie nicht!" erschall es im Chor.
So sehr die Indianerin auch jammerte und murrte, die Freunde wiederholten Vorgang der Sieben Riten der Heiligen Pfeife. Sie musste in die Schwitzhütte und die intensiven Gebete zur Weißen Büffelkuhfrau, und auch die Trommeln, den Gesang und das Pfeifenritual über sich ergehen lassen.
"Ich rauche nicht! HUUUUST... "
"Du MUSST...!" erschall es im Chor.
"Yeeeeeeeeeeaaaaaaaaaaaaah, Yeeeeeeeeeeaaaaaaaaaaaaah!"
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