...und nun zum Jahresabschluss ein letztes Schmankerl.
Ach, wie schön, ein alter Film von Agatha Christie mit Miss Marple! Ein schönes Silvesterprogramm. "16 Uhr 50 ab Paddington" mit Margaret Rutherford habe ich lange nicht mehr gesehen, dachte Tante Klärchen bei sich, als sie sich für die lange Nacht ihr Strickzeug bereit legte, Kamillentee aufgoss und ihren Kamin anzündete. Sollen doch die jungen Leute Silvester feiern, schmunzelte sie, während sie ihre Dauerwelllöckchen zurecht zupft.
Rasch legte sie sich noch eine Wolldecke parat, als das Programm schon anfing. Gemütlich kuschelte sich sich in den Ohrensessel und verfolgte gespannt die mörderische Geschichte von Agatha Christie.
Kurz vor Schluss des Filmes flackerte der alte Röhrenfernseher merkwürdig. Tante Klärchen stand auf und wollte nach dem Rechten sehen, als ihr Blick in den verschneiten Vorgarten fiel. Dort war die Halloweenbeleuchtung an, die ihr Nachbar Heribert installiert hatte. Diese Beleuchtung eignete sich auch als Weihnachtsbeleuchtung, daher war Tante Klärchen froh, diese noch im Garten zu haben. Doch jetzt, sah sie, das die Lampen blinkten und nicht dauerhaft leuchteten.
Klärchen beobachtete dieses Spiel einige Zeit, dann fiel ihr was auf. Spielten ihr die Augen einen Streich? Aufgeregt rieb sie sich die Augen. Drei kurz, drei lang, drei kurz.....das war doch....ja, natürlich, der SOS-Code! Dies hatte sie in ihrer frühsten Jugend doch mal lernen müssen.
Wer blinkt denn hier SOS? Da liegt ein Notfall vor, aber wer ist in Not?! überlegte sie. Bis ihr einfiel, dass das nur von ihrem Nachbarn Heri kommen konnte.
Heri ist in Not! Sprang ihr der Gedankenblitz in des Sinn.
Rasch drückte Klrächen den Aus-Knopf des Fernsehers und Miss Marple verlosch. Den Lichtschalter betätigte sie noch, während sie sich schon ihre dicke Jacke überwarf, den Schlüssel einsteckte und zu der Taschenlampe und Handtasche griff, die sie immer parat stehen hat. Geschwind ging sie aus dem Haus, dort blinkte noch immer das SOS.
Vorsichtig, um nicht auszurutschen ging Tante Klärchen den Gartenweg zum Seiteneingang des Nachbarhauses.
Das Haus war dunkel. Kein Lichtschein war auszumachen. Irgendwo weit hinten hörte man einen Böller explodieren, die alte Dame erschrak trotzdem.
"Heri! Bist du da?" rief Klärchen und klopfte an die Küchentür, die in den Garten führt.
Nichts rührt sich drinnen, alles blieb dunkel. Sie bollerte mit der Faust an die Tür - keine Reaktion.
"Dann muss ich wohl versuchen rein zu kommen." sagte sie zu sich, drehte den Türknauf und schon öffnete sich die Tür, wie von Geisterhand.
Erschrocken, musste Klärchen sich beruhigen. Alles war in Dunkelheit getaucht, sie drehte ihre Taschenlampe an und lies den Strahl in der Küche umherwandern.
Mit klopfenden Herzen, ging sie Schritt für Schritt weiter. Kein Ton war zu hören. Als sie die Tür zum Flur öffnen wollte, sah sie unter dem Türspalt einen Lichtschimmer.
"Oh Gott, Feuer?" mrmelte sie bei sich.
Vorsichtig, griff sie zum Türgriff, der aber kalt war, drückte ihn behutsam und blinzelte in den Lichtschimmer. Dort bot sich ihr ein ungewöhnlicher Anblick.
Der Flur war mit vielen kleinen Kerzenleuchtern und Teelichtern in ein Meer von Lichtern gehüllt.
Verdutzt schaute Klärchen nach den vielen Kerzen. "Sowas leichtsinniges kann auch nur Heri machen!" schimpfte sie.
Plötzlich surrte es irgendwo vor ihr. Eschrocken zuckte sie zusammen.
Rasch richtete sie die Taschenlampe auf den Boden, wo vor ihr ein kleines Auto mit einer Blaulichtleuchte hielt.
Verdutzt schaute die alte Dame das Auto an, als dies sich in Bewegung setzte um an´s andere Ende des Flures zu fahren. "Ja, was wird das denn?" brummelte Klärchen.
Und folgte dem Auto hinterher, das vor der Wohnzimmertür stehen geblieben war.
"Heri, bist du da?" rief Klärchen laut. Keine Antwort und unheimliche Stille breitete sich aus, als sie an die Wohnzimmertür klopfte. Sie öffnet sachte die Tür. Vollkomene Dunkelheit herrschte auch hier, das kleine Auto brauste im Affenzahn mit Blaulicht in den Raum hinein.
Klärchen, griff um die Ecke zu dem Lichtschalter, den sie im Licht der Taschenlampe ausgemacht hatte und betätigte ihn.
Plötzlich war der Raum taghell erleuchtet und Tante Klärchen blinzelte in die Helligkeit und konnte kaum etwas erkennen. Nur soviel erkannte sie - ein Angreifer kam auf sie zu! So klein und kräftig gebaut sie ist, holt Tante Klärchen mit der Handtasche kräftig aus und hieb sie dem Angreifer um die Ohren.
Mit einem Plumps ging diese Person zu Boden, als in dem Moment jemand rief: "Tante Klärchen, du hast Heri KO schlagen!"
"Ach, du meine Güte! Das kommt von meinen schlechten Augen. Heri, geht es dir gut?"
Stöhnend erhob sich ihr Nachbar Heri. "Ja, alles ist gut. Du hast wirklich einen heftigen Schlag an dir."
"Ja, ich war ja auch mal die Europameisterin im Hammerwurf 1927."
In diesem Moment erhob sich ein Jubel und von allen Seiten kamen all die Freunde auf sie zu. Extudor, Lotti, Indianerin, Myjonda, KleineBlume und Wuffi freuten sich, das Tante Klärchen gekommen war. Verdutzt schaute sie alle an. "Was ist denn nun los? Heri, wie kannst du mich nur so erschrecken? Was soll das?" wollte sie wissen.
Nun war es an Myjonda, reinen Wein einzuschenken. "Wir wollten dir was Gutes tun, liebes Tante Klärchen. Da du uns so eine schöne Weihnachtsfeier gemacht hast, wollten wir dich zu einer Silvesterfeier einladen."
"Genau!", hub Lotti an, "Wir wussten aber, dass du dir nicht so viel aus Silvester machst."
"Aber irgendwie mussten wir das doch hinbekommen!" rief Extudor.
"Wuff!" machte Wuffi, "Daher haben wir uns an Heri gewandt. Der hatte die Idee mit der blinkenden Lichterkette. Und KleineBlume hat ihr Lego-Technik-Auto von Heri aufmotzen lassen mit einem Blaulicht, das auch zum Einsatz kommen musste."
Nachbar Heri, der nun etwas verlegen aus der Wäsche guckte, stotterte rum. "Hm, ja, also....die Bande hier...."
"Nun lass mich mal." rief die KleineBlume. "Das mit dem SOS war nur doch eine Sendung im TV gekommen. Da hörte ich, dass viele alte Leute diese Sachen in der Schule lernen mussten."
"Ja, das mit dem Notsignal über die Weihnachtsbeleuchtung, habe ich dann eingerichtet und per Funk gesteuert.."; erklärte Heri, "Das du Agatha Christie liebst, hast du mir mal gesagt. Was konnte da näher liegen, alsdass du heute den Film im Fernsehen schaust?"
Lachend rief die Indianerin dann, dass Heri die Anlage eingestellt hatte, per Nachtsichtgerät dich sehen konnte, die Hintertür der Küche offen lies und die KleineBlume ihr neues Gefährt von Lego-Technik mit Blaulicht dann selbst gesteuert hatte.
Da musste Tante Klärchen blinzeln, fuhr sich mit der Hand in die Löckchen und fing herzhaft an zu lachen. "Ihr seid mir ja eine Bande! Mich hierher zu locken und ich dachte, es wäre ein Notfall!"
"Ach, Tante Klärchen, sei nicht böse mit uns." rief das Blümchen, nahm Anschwung und rollerte in Klärchens Arm. Die Blättchen drückten Klärchen. Alle anderen wollten nun auch das Tantchen drücken und verlangten, dass das Blümchen Platz macht. "Nun aber wollten wir doch mit dir Silvester feiern, wuff!" kam von Wuffi.
Da erst sah Tante Klärchen, das der Raum mit Luftschlangen, Girlanden und Luftballons geschmückt war. Ein Büffett war aufgestellt mit leckeren Sachen, einen großen, dicken Topf mit Suppe, Knabberkram und Knallbonbons. Freudig sagte sie ihren Freunden zu und Heri zauberte zur Feier des Tages lustige Musik aus seinem Computer und lies die Beleuchtung im Vorgarten verlöschen. "Greift zu!" rief Heri, der mit gerötetem Wangen, allen einen Becher Punsch in die Hand drückte.
In gemütlicher Runde saßen alle beisammen, als ein uraltes Lied ertönte. "Oh, ein Charleston!" rief Klärchen, sprang auf und bewegte Beine, Arme und Hände, machte X- und O-Beine, drehte die Füße nach innen und außen. Dieser schnelle Tanz, lies sie schnell außer Atem kommen, doch die anderen feuerten sie weiter an und Klärchen tanzte und hatte Spaß.
"Puh, ich kann nicht mehr." schaufte Klärchen und lies sich in den Sessel fallen. Alle klatschen Beifall!
"Klärchen, ich muss schon sagen, das war fabelhaft! So elegant und spritzig, und das in deinem Alter!" begann Myjonda, aber Klärchen winkte nur ab. "Alles nur eine Sache der Kondition und ich übe täglich!"
"Ich auch", rief das Blümchen und zeigte einen beeindruckenden Tanz auf zwei Rollen. Sie bewegte sich elegant im Stängel, mit Blättchen und Köpfchen, hinten auf beiden Rollen, dann links und rechts auf den Rollen immer im Takt eines Walzers. Klärchen, war entzückt und gab Beifall.
"Ihr wisst, das ich dieses Jahr zur Reha war?"
"Nö!", brummelte Wuffi, der sich Hunde-Leckerlis schmecken lies.
Dann fing Klärchen an zu erzählen, und was sie alles erzählte fand interessierte Zuhörer. Sie lauschten gespannt, der Geschichte mit der verschwundenen Brille und dem Geld. Aber bei der Geschichte mit dem Holzdöschen und der Bio-Butter musste Lotti dann doch schmunzeln. "Sowas ist mir auch schon passiert!"
So ging es weiter mit dem Besuch bei ihrer Schwester Hedi und dem Jahrmarkt, ihrer Geburstagsfeier mit Schwebezustand, Muskelaufbau und Fittness-Studio, Halloween. Alle lachten, warfen Bewunderungsrufe ein und waren von Tante Klärchen restlos begeistert.
"Stellt euch vor, ich war Weihnachten noch in der Kirche. Da war die Aufführung der Weihnachtsgeschichte von einer Schulklasse, die hatte ich schon im Herbst dafür üben sehen." rief die alte Frau. "Die Kinder hatten schon zu der Zeit keinerlei Bezug zu der Geschichte, aber nun haben sie die ganze Sache moderner gestaltet. Das ist der Hammer! Hört mal zu:
Maria und Joseph kommen in Bethlehem an. Dort wartet schon ein Immobilienmakler auf sie. Zwei Ställe hat er aufgetrieben, einer mit 120 qm und einer mit 30 qm.
Der Stall mit 120 qm hat Pferdeboxen und Außenpaddocks, kostet 150 Schekel. Der mit 30 qm eine innenliegende Garage für den Esel und einen Ofen. Zudem hat er eine Krippe die extra lang ist. Da kann auch das Christkind noch mit 10 Jahren drin schlafen. Diesen Stall haben dann Maria und Joseph vom Makler angemietet.
Nun muss Joseph das Rauchen aufgeben, sonst reicht es nicht für die Miete." Alle prusteten und kicherten. "Unglaublich!" bemerkte Extudor.
Nachdem sie sich eingerichtet haben, erklärt Maria, das die 3 weisen Frauen gleich kommen. Einmal ist es die Hebamme, die Super Nanny und die Einrichterin für das Kinderzimmer.
Kaum sind sie da, machen sie sich an das Werk. Die Hebamme kümmert sich um das Kind, die Super Nanny erzählt Joseph, das er sich mehr um den Jungen kümmern muss, sonst könnte er schwul werden und die Einrichterin schaut, wie sich schnell und günstig ein Kinderzimmer gestalten lässt.
Jospeh mosert, weil die Super Nanny ihn beim Rauchen zurecht weist, dies nicht in Gegenwart es Babys zu tun. Maria derweil schaut sich ihre Vorräte an. Die Einrichterin hat das Babyzimmer mit modernen Strohballen dekoriert und Sitzgelegenheiten für die Mutter geschaffen.
Die Hebamme ist mit dem Baby zufrieden und alle weisen Frauen gehen wieder.
"Joseph! Die heiligen drei Köche kommen noch zum Promi-Dinner!" ruft Maria. "Kümmer dich um das Kind."
Auf der Kochstelle garte schon Hirse. Die Vorspeise - Rauke mit Löwenzahnblättchen - zieht durch und die Nachspeise - Muttermilch-Dessert ist schon fertig, als es an der Stalltür klopft.
Die heiligen 3 Köche sind da!
Alfons Schuhbeck, Johann Lafer und Tim Mälzer treten ein.
Die Sitzgelegenheiten und der Tisch sind gedeckt und Maria serviert die Vorspeise. Joseph versucht den Kleinen zu beruhigen.Tim Mälzer guckt auf den Salat, probiert und stellt ganz locker fest, wie knackig doch so ein Löwenzahnblatt sein kann. Johann Lafer dagegen ist in Höchstform, als er die gegarte Hirse probiert, geht er gleich eine Verbindung mit den natürlichen Lebensmitteln ein. Alfons Schuhbeck hält eine Rede auf die alten traditionellen Rezepte und lobt die Muttermilchnachspeise.
Die 3 heiligen Köche loben die Küche und geben Maria 10 Punkte für eine gesunde Babykost.
Da die heiligen 3 Köche nicht mit leeren Händen gekommen waren überreichen sie an die Familie eine Großpackung Pampers, einen Gutschein für Babyklamotten und neue Fingernägel im Nagelstudio für die Mutter.
Joseph derweil schaukelt das Baby, als draußen Musik ertönt. Erstaunt gehen alle nach draußen und finden dort viele Leute und Kinder vor. Die Band "Die Hirten und Engel" stimmen gerade den Rap "Ihr Kinderlein kommet..".
Einr Reporter der Tageszeitung und ein Moderator von Radio Bethlehem wollten ein Interview von den Hirten am Lagerfeuer. Das Schaf "Socke", war dazu bereit und besang witzig seine Vorzüge in einem originellen Schaf-Rap, unterstützt vom Chor mit seinem "Mäh, mäh, mäh...".
Immer wieder unterbrachen Lacher die Geschichte, auf so eine Art wurde die Weihnachtsgeschichte noch nie gezeigt und Tante Klärchen, die noch im Herbst der armen Lehrerin half, meinte nur noch, dass das Ganze so zum Lachen war und keiner ohne Lachtränen nach Hause ging.
Lotti tupfte sich die Tränen aus den Augen und schnaufte durch. "Das war viel besser als Dinner for one!"
In dem Moment unterbrach Heri die Gesellschaft mit dem Ausruf, es sei schon 10 Minuten vor Mitternacht. Alle sollten sich warm anziehen und mit in den Garten kommen. Geschwind schnappten sich alle ihre Jacken, Mützen und Schals. KleineBlume wurde sorgsam auf dem Arm getragen, damit nicht noch ein Unglück geschied, denn sie wollte mit ihrem Lego-Technik-Auto fahren.
Draußen hatte Heri einen Wärmepilz aufgestellt, einen Tisch, auf dem eine Flasche Sekt und Orangensaft stand und für alle Knallbonbons.
Als alle zusammenstanden, holte Heri eine große Uhr vor und alle zählten den Countdown runter. "10, 9, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2, 1, 0...Prost Neujahr!" rief Lotti und Extudor. Alle stießen mit ihren Gläsern an und prosteten sich zu, umarmten und drückten sich, wünschten sich alles Gute für das neue Jahr.
Dann rief Heri:"Leute, alle mal hersehen!" und drückte einen Knopf.
In dem Moment zündete am anderen Ende des Gartens ein wunderbares Feuerwerk. Blümchen klatschte in die Blättchen, Wuffi winselte, irgendwann hatte er mal ungute Erlebnisse damit gemacht. Lotti, Extudor, Myjonda und Indianerin verfolgten die wunderschönen Sterne und Fontänen. "Fantastisch!" schrie Tante Klärchen, "Heri, du bist die Wucht! So ein wunderschönes Silvester hatte ich schon ewig nicht mehr."
Dann zogen sie alle ihre Knallbonbons, amüsierten sich über den Inhalt und gossen drinnen noch Blei. Die Auswertung der gegossenen Teile wurde so spaßig, denn Wuffi hatte ganz eindeutig eine Katze, KleineBlume hatte einen Vulkan, Lotti einen Dosenöffner, Extudor eine Wärmflasche, Indianerin eine Brille und Tante Klärchen einen Reitsattel erstellt. "Alt und schrullig, bin ich schon", sagte Tante Klärchen, "aber einen Reitsattel brauche ich nun wirklich nicht, oder soll ich etwas reiten lernen?"
"Das wissen wir nicht, Tante Klärchen." sagte die Indianerin, "Doch eines wissen wir genau. Wir wollen auch im neuen Jahr noch viele tolle Abenteuer mit unserem lieben Tante Klärchen erleben." "Ja, hurra! Hepp, Hepp, Hepp!" schrien alle durcheinander.
"Kinder, nun mal ganz langsam. Warten wir einfach ab, was kommt. Ein Danke an euch, für diese geniale Einladung, es hat mir unendlich viel Spaß bereitet." kommentierte Klärchen die Freudenrufe. " Was kommt, das kommt...."
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(Post editiert am 30.12.2011 - 16:34) |