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Tante Klärchen ist krank

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indianerin

Beiträge: 9792

Post #1 geschrieben am 28.10.2011 - 20:19

Für die Fans von Tante Klärchen!

Viel Spaß bei


Happy Halloween!

Klärchen lies sich mit einem Plumps auf den Sitz im Bus fallen. An der nächsten Haltestelle strömten Kinder und Jugendliche unter beachtlicher Lautstärke in den Bus. Die Schule war gerade aus und wie immer, war der Bus gerammelt voll.
Als der Bus wieder anfuhr, reduzierte sich der Lärm durch das Motorengeräusch, aber Klärchen bekam trotzdem von den Jugendlichen, die direkt hinter ihrem Rücken saßen alle Gespräche mit.

"He Eddi, haste schon von Kalle gehört?"
"Nee, was denn?"
"Er hat was für Halloween geplant und wer mitmachen will, soll sich melden. Die Chose im letzten Jahr mit dem Briefkästen war doch geil!"
"Machste auch mit, Charly? Dann komme ich auch dazu."
"Klaro! Das lasse ich mir doch nicht entgehen. Im letzten Jahr hat uns keiner erwischt, diesmal auch nicht. Bin gespannt, was Kalle sich ausgedacht hat."

Klärchen die eigentlich ganz in Gedanken war, horchte in dem Moment auf, als sie das Wort Halloween hörte. Im letzten Jahr war eine Bande Jugendlicher im Viertel rumgezogen und hat die Polizei und Feuerwehr in Atem gehalten. Sie hatten Feuerwerkskörper in Briefkästen geworfen, die dann in Flammen aufgingen, Türschlösser mit Sekundenkleber verklebt, Mülltonnen mit Böller gesprengt, Vorgärten ruiniert und keiner hat die Bande gesehen!
Die Polizei und Feuerwehr war die ganze Nacht im Einsatz.

Der Bus hielt und Klärchen musste aussteigen. Diese Gesprächsfetzen bereiteten ihr Kopfschmerzen. Was sollte sie tun? Die Polizei informieren? Nein, die würden dann eh denken, dass sie eine überempfindliche alte Dame wäre.
Oder Kriminalinspektor Hänschen Lichter anrufen und ihm alles schildern? Nein, Hänschen würde auch nur sagen, dass die Polizei vermehrt Streife fahren würde und solange die Bande nichts tat, konnten die auch nichts ausrichten.
Klärchen grübelte und ging nach Hause.

"Hallo Klärchen!" grüßte ihr direkter Nachbar Heribert. Heribert ist "erst" 75 Jahre und Witwer. Lange Zeit hat er bei Madame Tussauds im Wachsfiguren Kabinett gearbeitet, dann zog es ihn aber zur See. Auf einem Schiff hat er den Ruf von "Daniel Düsentrieb" eingenommen, denn er hat für alle Reparaturen immer eine Lösung parat, Erfindungen gemacht und geniale Maschinen zur Arbeitserleichterung entworfen. Nun tüftelt Heribert noch gern zu Hause rum und hält die Nachbarn gern mal im Schnack auf.

"Oh, Heribert. Ich hab dich gar nicht gesehen. So gedankenverloren war ich."
"Was liegt dir denn auf der Leber, Klärchen? Du siehst so mitgenommen aus. Oder bist du krank?"
"Ach, Heri, hast du gerade Zeit? Dann lade ich dich auf ein Tässchen Tee ein und erzähle dir. Das wird dich auch interessieren."
Schon bald darauf saßen die Beiden am Tisch und Klärchen erzählte von der Busfahrt und den Jugendlichen.
"Hmmm, verstehe, Klärchen. Das ist wirklich eine verzwickte Sache. Die Polizei macht nichts, fährt zwar vermehrt Streife an Halloween, aber solange nichts passiert ist, wird sie auch nicht eingreifen können." erklärte Heribert.
"Aber wir können doch nicht abwarten, bis die Bande hier wieder die Briefkästen und alles abfackelt", grummelte Klärchen.
"Nein, das können wir nicht," erwiderte Heribert,"aber wir können was tun. Mir ist da gerade was eingefallen."

Bald darauf kicherte Klärchen, Heribert malte und zeichnete auf einem Zettel. "Es ist noch eine Woche bis Halloween." bemerkte Klärchen. "Das schaffen wir schon." sagte Heribert.
Schnell hatten sie ihren Plan ausgeheckt und lange Einkaufslisten erstellt. In den nächsten Tagen kam ein Paket nach dem anderen bei Klärchen und Heribert an.

Klärchens Garage wurde zur Werkstatt und es wurde geschweißt, gelötet, konstruiert und geschraubt. Heribert betrat die Garage durch eine kleine Seitentür, damit andere Nachbarn nichts von ihrem Treiben mitbekamen. Die beiden Holzflügeltüren vorne blieben geschlossen.
"Klärchen, hat du die Blumen und die Türscharniere gegossen?"
"Aber sicher doch, Heri!" kicherte Klärchen, "Die Kürbisse sind auch schon neben dem Weg hingelegt. Hast du denn schon bei dir alles installiert?"
"Von meinem Wohnzimmerfenster habe ich den besten Platz und freie Sicht auf deinen Zuweg, der Haustür bis zur Garage. Alles habe ich dort schon platziert." konterte Heribert.
Später half Heribert Klärchen noch bei den Pflanzen im Vorgarten und wurschtelte dort mit Kabeln und Steckern herum.

"So, die letzten Handgriffe noch, dann sind wir fertig, Klärchen." sagte Heribert ein Tag vor Halloween. "Sehr schön, ist das geworden, Heri! Ich glaube, das wird der Hit!" schmunzelte Klärchen.
Dann machte sich Klärchen daran und stellte einen Korb mit Bio-Äpfeln in den Flur zu ihren selbstgebackenen Haferkeksen.
"Leider können wir keinen Probelauf machen, Klärchen, sonst kommen uns die Nachbarn auf die Schliche. Es muss morgen einfach funktionieren!" schloß Heribert.

Am nächsten Tag gegen späten Nachmittag, gingen Heribert und Klärchen noch einmal die Checkliste durch. Alles lief nach Plan. Klärchen bekam ein Headset ins Ohr, das für Außenstehende unter ihren Dauerwelllöckchen nicht sichtbar ist und noch einen funkgesteuerten Alarmknopf an die Kleidung, für den Notfall.
Dann ging Klärchen zur Gartenpforte und brachte dort ein Schild an. Auf dem steht mit fluoreszierenden Nachleuchtfarben:
"Nur, wer ein Gedicht zu Halloween vortragen kann, darf eintreten. Allen anderen ist der Zutritt verboten!"

Heribert bezog seine Stellung an seinem Wohnzimmerfenster. Klärchen schaltete den Bewegungsmelder ein, der die Wegebeleuchtung zur Haustür automatisch anstellt, sobald jemand die Pforte öffnet. Langsam war es draußen dunkel, der Vollmond schien hinter den Wolken hervor.
Klärchen, wurde etwas aufgeregt, als Heribert sich per Headset meldete. "Draußen kommen kleinere Kinder mit den Müttern im Schlepptau. Weiter keine Wesen zu sehen." "Alles klar, Heri!" meldet Klärchen zurück.

Kurz danach ging draußen die Beleuchtung an und ein Trüppchen Kinder stand vor ihrer Tür. "Na, kann einer von euch ein Gedicht?" fragte Klärchen. "Ja, wir haben eines in der Schule gelernt, Tante Klärchen."

"Hexen, Geister und Gespenster,
schweben durch Tür und Fenster.
Kommen von Haus zu Haus,
und klingeln alle Leute raus.

Wir durch die Straßen ziehen,
denn heute Nacht ist Halloween.
Gib uns was Süßes raus,
dann gehen wir zum Nachbarhaus."

Klärchen ist begeistert und reicht den Kindern einen dicken, roten Apfel und alle dürfen von ihren leckeren Haferkeksen nehmen.
"Voll lecker," murmelt ein Geist und beisst krachend in den Keks.

"Achtung!" tönt es in Klärchens Ohr. "Hinter den Müllboxen, haben sich Jugendliche versteckt. Ich habe sie mit meinem Nachtsichtgerät ausgemacht. Sie kommen jetzt näher.
Ab jetzt Checkliste 1. Licht aus! Alles weitere steuere ich von hier aus."
Klärchen macht das Licht im Flur aus, der Bewegungsmelder wird auch abgeschaltet. Der Vorgarten und Weg liegt im Dunkeln. Die Nacht war hereingebrochen und die Sterne funkelten am Himmel.

Die Jugendlichen schlichen sich vor das Gartentor und lasen das Schild. Gröhlend lachten sie darüber und Kalle fuhr den Rest an, still zu sein. "Los, Action!" Die Gartentür wurde aufgerissen, die Wegebeleuchtung blieb aus. "Kein Licht? Na, es geht auch so. Der Mond ist hell genug", meinte Edi. Ein Wind zog auf, wirbelte die Blätter in die Höhe und schob Wolken vor den Vollmond.
Die Bande musste aufpassen wohin sie die Füße setzen. Durch die rasche Wolkenbewegung gab der Mond gerade genug Licht, sodass die Jungs die Kürbise am Wegrand sahen. Johlend traten sie die mit einem Fußtritt durch die Gegend.
Bis sie oben an der Haustür ankamen, erhoben sich wabbernde Nebelschwaden und hüllten den Garten in gruseligen Nebel.

"He, was ist das?" fragte Charly. "Stell dich nicht so an, ist nur Nebel", fuhr Kalle ihn an und drückte den Klingelknopf. Ein furchtbares Knarren und durchdringendes Kreischen ertönte, langsam öffneten sich die Holzflügeltüren der Garage einen Spalt weit. Die Jungs schnappten nach Luft. "Pöh, die Alte will uns wohl Angst machen, hahaha!"
In dem Moment erschien ein grelles Licht durch den Spalt der Türflügel. Unruhe machte sich in der Bande breit. Rasche Blicke wurden ausgetauscht, die Vorsicht riet ihnen stehen zu bleiben. Langsam und tief atmeten sie ein, als ein markerschüttender Schrei ertönte, dumpfe Orgelmusik einsetze und schrilles Kreischen einer Säge einen sprühenden Funkenregen durch den Türspalt warf.
Die Haare stellten sich den Jungs auf. Schweiß brach ihnen aus und liessen die Beine schlottern, sie konnten den Blick nicht von dem Garagentor abwenden.

Auf einmal ging hinter ihnen die Haustür auf. Ein leises Geräusch lies die Jungen herum fahren. In der Türöffnung stand ein furchtbares Wesen, dessen Teil des Gesichtes gehäutet war, es war noch blutig. Die Nase fehlte, eine Augenklappe saß darüber, Teile der Wange und der Lippen fehlte. Im Schein des Vollmondes sah man schlechte Zähne. Ein Bild des Grauens kam sich auf sie zu.
Eine Bewegung lies eine skelettierte Hand mit Krallen erscheinen, die sich Kalle auf die Schulter legen wollte. Er erstarrte, alles schnürrte sich im Magen zusammen. Die anderen Jungs verfielen in Panik und wichen zurück. Mit schrillem Geschrei wandten sie sich um, wollten rennen. Kalle machte mehrere ungeschickte Schritte, stolperte über die anderen, rappelte sich wieder auf. Das Orgelspiel war noch schauriger geworden, Glockengeläute und entsetzliche Töne kamen aus der Garage. Die Bande stürzte auf den Gartenweg zu. Raus, nur raus hier, war der Gedanke aller Jungen. Ein schriller Schrei ertönte und lies die Jungen noch schneller laufen, dann waren sie weg.

"Es hat geklappt. Bravo!" tönte es aus Klärchens Headset. Kurz darauf stand Heribert bei Klärchen und gratulierte ihr zu diesem fantastischen Spuk. "Danke, aber das ist allein nur dir zu verdanken. Wer sonst wäre auf die Idee gekommen, den Jungs mal gehörig einen Schrecken einzujagen", kicherte Klärchen. "Ach, das ist doch alles nur Spaß für mich. Dein rollender Blumentopf war doch wunderbar für die Verkleidung geeignet, die Türangeln hattest du ja schön anrosten lassen, die Orgelmusik und Kirchengeläute vom Band und die Flex machte doch wunderschöne Sprühfunken."
"Die Nebelmaschine war doch genial", erwiderte Klärchen,"in Kürbissen untergebracht, ferngesteuert, sah mein Vorgarten richtig schön gruselig aus?"

In der Tat hatte die Bande an diesem Halloween keinerlei "Streiche" mehr durchgeführt. Sie waren so geschockt und entsetzt. Man munkelte, dass es in Tante Klärchens Haus spuke und missgestaltete Wesen dort auftauchen, aber die kleinen Kinder widersprachen dem. Sie lobten Tante Klärchens Haferkekse und die roten Äpfel so über den grünen Klee, dass keiner den Jugendlichen mehr glaubte.

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(Post editiert am 12.03.2015 - 14:35)

myjonda
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Post #2 geschrieben am 28.10.2011 - 20:34

http://www.smilies.4-user.de/include/Froehlich/smilie_happy_011.gif

Klääääääääääääärcheeeeeeeen http://www.smilies.4-user.de/include/Froehlich/smilie_happy_011.gif


I LOVE U !!!!!!!!!!!!! http://www.smilies.4-user.de/include/Liebe/smilie_love_002.gif

indianerin

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Post #3 geschrieben am 28.10.2011 - 20:52

http://www.smilies.4-user.de/include/Froehlich/smilie_happy_256.gif

Danke, wuffi

KleineBlume
(bei 123 Stimmen)
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Post #4 geschrieben am 28.10.2011 - 23:12

*kicherkicherkicher
Und "rollender Blumentopf"... so, so...

Na, das hätte ich Klärchen aber nicht zugetraut. [URL=http://www.smileygarden.de][IMG]http://www.smileygarden.de/smilie/Lachend/50.gif[/IMG][/URL]


An Halloween wird aber wirklich viel Mist gemacht, da haben Klärchen und Heribert das Richtige unternommen.

Bei uns geht das übrigens so:
Wenn bei uns Kinder an Halloween klingeln, sagen wir ihnen, dass sie gerne wiederkommen können - an St. Martin.

(Post editiert am 28.10.2011 - 23:58)

indianerin

Beiträge: 9792

Post #5 geschrieben am 29.10.2011 - 11:27

Ja, Blümchen, da warst du die Ideengeberin. :D

Lotti59

Beiträge: 549

Post #6 geschrieben am 30.10.2011 - 19:45

http://www.smilies.4-user.de/include/Huepfen/smilie_hops_029.gif

(Post editiert am 30.10.2011 - 19:52)

indianerin

Beiträge: 9792

Post #7 geschrieben am 23.12.2011 - 10:31

Weihnachten mit Tante Klärchen

"Königliche Hoheit Myjonda...." schrieb Tante Klärchen in ihrer gestochen scharfen Schreibschrift und überlegte, ob dies wohl die richtige Anrede wäre. Entschlossen blieb sie dabei, tauchte ihren Federhalter ins Tintenfass und schrieb weiter. Nach einiger Zeit hatte sie alle Einladungen fertig, tütete sie ein und machte sich auf den Weg zur Post.
Voller Vorfreude betrachtete sie ihre Einkaufsliste und ging ihren Besorgungen nach.

Eine Woche später hatte Klärchen schon Kekse gebacken. Es duftete herrlich und der Geruch von frischem Tannengrün hing in der Luft. Der Tisch war festlich gedeckt, aber Tante Klärchen blickte missmutig auf die Tanne, seufzte tief, griff sich noch einmal schnell in die Dauerwelllöckchen und schloss die Tür.
Kurz danach klingelte es an der Haustür.

Klärchen eilte zur Tür und riss sie mit Schwung auf. Draußen standen ihre Gäste. "Herzlich Willkommen!" rief sie erfreut,"Kommt herein in die gute Stube." Nacheinander traten Königin Myjonda, Wuffi, Extudor, Lotti und Indianerin ein, während die KleineBlume mit Schwung über die Türschwelle rollte und gerade noch vor Tante Klärchens riesiger Bodenvase abbremsen konnte. Alle begrüßten Tante Klärchen und dankten für die Einladung zur Weihnachtsfeier.

"Ja, ihr Lieben, es gibt nur ein kleines Problem...", stotterte Klärchen, " ...es ist....also ich hab....ähm, ja, wie soll ich das sagen? Es ist mir sooo peinlich." Tante Klärchen Gesicht rötete sich, beschämt blickte sie nach unten. "Ach, schaut selbst." Sie öffnete die Tür vom großen Esszimmer, alle traten ein und es herrschte peinliche Stille. Dann fing Königliche Hoheit Myjonda zu glucksen, KleineBlume hielt sich ein Blättchen vor den Mund, aber der Stängel zuckte schon, Extudor rieb sich die Augen, Lotti stand der Mund offen, Wuffi versuchte nicht los zu prusten und brachte nur ein tiefes Grollen hervor und die Indianerin hielt es nicht länger aus und brach in schallendes Gelächter aus. Nach und nach fielen alle in das Lachen ein. Wuffi lag lang auf dem Boden und bullerte mit den Pfoten auf den Boden, Blümchen hielt sich den Stängel, lies ein silberhelles Lachen ertönen, während Extudor und Lotti sich in den Armen lagen vor Lachen. Myjonda versuchte ihre köngliche Haltung zu bewahren, doch das Kichern stieg unaufhörlich in ihr auf, bis es zu einer waren Explosion kam, wobei ihr Diadem auf dem Kopf verruschte.
Tante Klärchen war derweil bis zu den Haarspitzen errötet, konnte aber sich angesichts dieses Lächters nicht länger an sich halten und stimmte lauthals mit ein. Tränchen rannten über ihr Gesicht und Indianerin reichte ihr schnell ein Tuch. "Ich kann nicht mehr...." prustete KleineBlume, "mir tut schon mein Stängel weh."
Extudor und Lotti brauchten sich nur anzublicken, um in neue Lachsalven auszubrechen. Indianerin wischte sich die Lachtränen ab, japste nach Luft und sagte:"Tante Klärchen, war das der Grund, den du uns zu erklären versuchtest?"

"Naja, es ist mir schon peinlich, aber was sollte ich tun?" und blickte auf den Tannenbaum, der mit Ostereiern, Osterhasen, Frühlingsblüten und anderen Osterdekorationen geschmückt ist. "Ich habe den Weihnachtsschmuck nicht gefunden! Überall habe ich gesucht, aber er war unauffindbar!" rechtfertigte sich Klärchen und blickte traurig drein. Wuffi saß da, blinzelte und meinte trocken: "So ein Gedöns ist doch eh überflüssig!"
"So eine Notlösung wäre mir nicht eingefallen", entgegnete Extudor und Lotti stimmte ihr zu. Indianerin blickte zur KleinenBlume. "Der arme Tannenbaum," seufzte Blümchen, "der schaut auch ganz traurig."
Myjonda nickte," Die Äste hängen irgendwie schon."
"Tante Klärchen", hub die Indianerin an,"wir können doch gemeinsam nach dem Weihnachtsschmuck suchen. Vor allem mit Wuffis Spürnase sollte der doch zu finden sein!"

"Ja, aber ihr könnt doch nicht auf dem Dachboden. Der ist voller Staub und Spinnweben, dafür seid ihr alle viel zu gut angezogen!"
"Ach, das macht doch nichts." entgegnete Myonda, "Die Idee ist spitzenmäßig. Also los! Wo müssen wir hin?"
"Ja, los, Klärchen! Zeig uns den Weg." kam von allen.
Ergeben zeigte Tante Klärchen im Flur auf eine steile Holztreppe, die auf den Dachboden führte. Entschlossen stiegen alle die knarrende Treppe nach oben, das Töpfchen mit dem Blümchen hatte die Indianerin sicherheitshalber auf den Arm genommen.
Oben auf dem Dachboden war es schummerig, überall lagen dicke Staubschichten und hingen Spinnweben. Davon lies sich keiner beeindrucken.

"So, Tante Klärchen, wo sollte der Baumschmuck denn sein?" fragte Wuffi, der einige Male heftig nieste und um dann die Spur aufnehmen zu können. "Ja, dort drüben in der Ecke, sollte er sein. Dort war nur der Spezial-Baumtopf, aber weiter nichts."
"Ist der Baumschmuck in einer Schachtel oder Karton?"
"Ja, ein Karton war es."
"Wie groß ist der Karton denn so ungefähr?" forschte Lotti nach.
"Hmmmm,...",machte Klärchen und zeigte mit den Armen die ungefähre Größe des Kartons. "Ah, nein! So groß, wie mein Hartschalenkoffer dort drüben."
Mit einem beherzten Griff holte Tante Klärchen den Koffer unter einer Plane hervor, schwang in durch die Luft, während es drinnen gefährlich schepperte und klapperte.

"Huch, was war das denn? Der Koffer ist ja so seltsam schwer!"
"Wenn du da auch immer Steine reinlegst," brummelte Wuffi.
Tante Klärchen machte sich dran, den Koffer zu öffnen, die KleineBlume drängelte sich vor, um besser sehen zu können, rollte über Wuffis Pfote, der quietschend winselte vor Schmerz. Selbst so eine kleine Blume hat Gewicht.

Klärchen öffnete die Schnallen und ließ mit einem "Klack" die Schlössen aufspringen. Gespannt standen alle drum herum, als sich der Deckel öffnete und der Karton mit dem Weihnachtsschmuck vor Klärchens Augen auftauchte.
"Ja, gibt es sowas? Da suche ich tagelang, überlege und grüble, und nun das.....", rief Tante Klärchen.
"Wieso sind die Weihnachtssachen im Koffer, Tante Klärchen?" fragte Myjonda.

"Ich glaube mich zu erinnern." erzählte Klärchen. "Anfang des Jahres war das Dach undicht geworden und da ich befürchtete, dass der alte Weihnachtsschmuck meiner Eltern Schaden nehmen könnte, wenn es durchregnet. Also, hab ich ihn dort hinein gepackt und das völlig vergessen!" Tante Klärchen war rot wie eine Tomate geworden.
"Das kann jedem passieren, Tante Klärchen. Aber nun lasst uns schnell ins Esszimmer und den Baum schnell richtig schmücken." rief Lotti.

Geschwindt machten sich alle ans Werk. Die KleineBlume half ganz unten die Osterdeko abzunehmen, Wuffi etwas darüber, Lotti und Indianerin ganz oben, während Extudor und Myjonda die herrlichen Weihnachtskugeln vorsichtig auspackten und zurreichten. In Nullkommanichts war der Baum mit wunderschönen, antiken Kugeln, Sternen, Glitzerbänder und Bienenwachskerzen geschmückt. "Nun geht es ihm besser!" vermeldete KleineBlume, die mit dem Tannenbaum" Blumisch" gesprochen hatte. "Mein schöner Tannenbaum, wird jedes Jahr aus dem Garten von einer Fachfirma vorsichtig ausgegraben, in Leinentuch eingebunden und in dem Spezialtopf getan. Aber noch niemals hatte er Ostereier dran, dass war auch das erste und letzte Mal." bekundete Klärchen, "Und nun lasst uns endlich feiern!"

http://www.smilies.4-user.de/include/Weihnachten/weihnachtsbaum_9.gif

Als der feine Bienenwachsduft durch das Zimmer zog, der Kamin wohlige Wärme verbreitete und sich alle endlich an den weihnachtlichen Tisch setzten, seufzte die KleineBlume: "Es ist so schön hier." und griff sich ein extra gutes Düngerstäbchen. Tante Klärchen goß Kaffee und englischen Tee auf, es roch herrlich nach selbstgebackenen Keksen, Lebkuchen und Mandarinen. Auf Teller lagen Dominosteine, Printen und Spekualtius, Tannenzweige rochen würzig, das Holz knisterte und krachte. Für Wuffis gab es einen dicken Fleischknochen, mit dem er sich wohlig vor den Kamin legte und daran knusperte. http://www.smilies.4-user.de/include/Weihnachten/w_kamin_22.gif
Das Blümchen bekam einen erhöhten Platz, damit sie besser an all die Köstlichkeiten ran kommt.
Tante Klärchen legte eine alte Schallplatte auf das Grammophon, und unter Knistern und Rauschen wurde eine Weihnachtsgeschichte erzählt.
http://www.weihnachtsstadt.de/Geschichten/wahre_Geschichten/Die_Weihnachtsgans.htm

Vor Rührung tupften sich Lotti und Extudor die Augen ab. "Befreunde dich mit Essen nicht!", kam trocken von Wuffi. Als die KleineBlume vorschlug doch ein Weihnachtslied zu singen, kam von Wuffi nur ein unbehagliches Knurren. Das war ihm dann doch zuviel, aber ganz, ganz leise brummelte er "Schneeflöckchen, Weißröckchen" mit und das Blümchen warf ihm einen dankbaren Blick zu. KleineBlume, Indianerin, Lotti, Extudor, Myjonda und Tante Klärchen schmetterten voller Inbrunst das Lied, als draußen wirklich dicke Flocken vom Himmel fielen.
Alle standen am Fenster und schauten dem Treiben der Schneeflocken begeistert zu.

"Ihr Lieben, " hub Tante Klärchen an, "ihr seid mir so an´s Herz gewachsen und ich möchte euch nicht mehr missen." Sie ging in eine Ecke des Raumes und zog ein großes Tuch von einem Tischchen. Darunter kamen viele bunte Päckchen zum Vorschein.
"Deshalb möchte ich euch ein kleines Geschenk überreichen. Aber auspacken, dürft ihr erst Zuhause!"
Jeder bekam ein Päckchen, eingeschlagen in wunderschönem Geschenkpapier, mit Schleifen und einem kleinen Anhänger daran.

"Vielen Dank!" kam es vom Blümchen, die schwer an dem Päckchen zu schleppen hat und umarmte Tante Klärchen heftig mit den kleinen Blättchen. Neugierig wie das Blümchen nun mal ist, musste sie das Päckchen schütteln. Es kklapperte verdächtig.
Alle waren gerührt, dankten Tante Klärchen für das Geschenk und die Einladung. Alle wünschten sich gegenseitig frohe Weihnachten und alles Gute.
"Nun müsst ihr los! Es schneit immer heftiger und man kann die Hand vor Augen kaum sehen," verkündete Klärchen.
Dick eingemummelt machten sich alle auf den Heimweg mit ihren Geschenk im Arm.
Tante Klärchen stand in der Tür, winkte und rief laut "Fröhliche Weihnachten!" hinterher.

© Copyright by indianerin
http://www.smilies.4-user.de/include/Weihnachten/smilie_xmas_585.gif

(Post editiert am 30.12.2011 - 16:35)

KleineBlume
(bei 123 Stimmen)
Beiträge: 5087

Post #8 geschrieben am 23.12.2011 - 13:23

Wie genial ist das denn? http://www.smiliemania.de/smilie.php?smile_ID=8327

Da muss ich dich mal ganz doll drücken, Indi! http://www.my-smiley.net/smileys/1542.gif

http://www.smiliemania.de/smilie.php?smile_ID=6169


Frohe Weihnachtstage!

http://www.smiliemania.de/smilie.php?smile_ID=6172

indianerin

Beiträge: 9792

Post #9 geschrieben am 23.12.2011 - 13:37

Danke, Blümchen. :)

Da wir schon keine reale Weihnachtsfeier machen können, musste eben Tante Klärchen herhalten.
:D

myjonda
(bei 214 Stimmen)
Beiträge: 2855

Post #10 geschrieben am 23.12.2011 - 13:39

♫♪♫ "Sti-hill....sti-hill....still, weil die myjo genießen will...." ♫♫♪

http://www.smilies.4-user.de/include/Weihnachten/smilie_xmas_531.gif

Andächtig schweigend,
schwimmender Blick,
hüpfendes Herzlein,
glühend vor Glück.

Friedliches Lächeln,
sinnend in Ruh',
bleibt EINS zu sagen:

ein Star bist DU !!!

http://www.smilies.4-user.de/include/Weihnachten/smilie_xmas_143.gif

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