Zu den vorletzten Reizwörtern ist mir noch eine Geschichte eingefallen.
Tante Klärchen ist auf dem Weg zu dem Fischladen ihres Vertrauens um ihre Bestellung für das Weihnachtsessen aufzugeben. Es soll dieses Jahr Regenbogenforelle geben.
Auf ihrem Weg dorthin, kommt sie am Gemeindehaus vorbei und hört schon von weitem Kindergeschrei und Radau. Kurzer Hand lenkt sie ihre Schritte zum Gemeindesaal. Wie jedes Jahr ist dort die zweite Klasse der Schule dabei, die Weihnachtsgeschichte einzustudieren.
Klärchen schaut sich das Getümmel von weiter hinten an und entdeckt eine junge Lehrerin, die den Kindern auftrug, die Stühle zu einem Kreis zusammen zu stellen. "Kinder, setzt euch in den Kreis," ruft sie, "wir wollen noch einmal über die Rollen der Weihnachtsgeschichte sprechen."
Als alle sitzen, erklärt die junge Frau, das sie nun die Rollen verteilen will und wer die Maria sein will, soll sich melden.
"Wer will denn schon die Maria vom Döner-Imbiss spielen?" ertönt eine Stimme.
"Nein," erwidert die Lehrerin," es geht um Maria und Josef. Die kennt ihr doch alle."
"Josef, heißt mein Onkel," ruft ein Junge, "und meine Tante heißt Herta. Die will ich nicht spielen. Die sind doof!"
Die junge Lehrerin erblasst. Anscheinend haben einige Kinder noch nie was von der Weihnachtsgeschichte gehört. Daher fragt sie, wer denn die Weihnachtsgeschichte schon mal gehört oder als Aufführung gesehen hat. Es trifft sie fast der Schlag, als sich nur 5 Hände heben.
"Da ihr ja fast alle die Geschichte nicht kennt, werde ich sie euch erzählen, sonst wisst ihr gar nicht was in unserer Aufführung vorkommt."
Sie schnapp sich eine Bibel und sucht die passende Stelle.
"Die Geschichte ist schon ganz lange her. Da mussten Maria und Josef in einen anderen Ort ziehen. Maria war schwanger," liest die Lehrerin vor. "Sie kamen an dem Ort Betlehem auf einem Esel geritten."
"Warum haben die kein ÖPNV genommen?" will Julia wissen.
"Damals gab es keine Busse, Bahn oder Flugzeuge." erwidert die junge Frau.
In dem Ort angekommen mussten sie sich eine Unterkunft suchen und bekamen nur einen Stall zugewiesen.
"Einen Stall?" schreit Evi, "Die spinnen ja! Maria ist doch schwanger und muss ins Krankenhaus."
Seufzend hält sie die Antwort, dass es keine andere Möglichkeit gab und kein Krankenhaus in der Nähe war.
"Maria, bekam ihren Sohne im Stall und wickelte ihn in Windeln."
"Windeln? Meine Mutter kauft nur Pampers. Hatten die keine Pampers?"
Die junge Frau bekommt einen Schweißausbruch, hektische Flecken zeichnen sich im Gesicht ab, da tritt Tante Klärchen in den Kreis. "Kindchen, gehen sie mal raus und machen sich frisch. Sie haben einen Kaffeefleck auf der Bluse," befiehlt Tantchen. Die Lehrerin schaut Tantchen erschöpft an, nickt und geht raus.
"So," ruft Tantchen, "Pampers hatte die Maria nicht. Stoffwindeln gab es nur." Sie schnappt sich ihr Halstuch und eine Babypuppe, die eine Schülerin mitgebracht hat und zeigt den Kindern, wie man eine Stoffwindel anlegt.
"Aber das ist doch ekelig," ruft Martin entsetzt," wenn da die Kinderkacke drin klebt."
"Ach was!" erklärt Tante Klärchen. "Mit einer Methode, habe ich früher im ganzen Dorf, den Müttern die Stoffwindeln gebügelt. Da blieb nichts kleben, die Kinderkacke flutsche dann einfacher ins Klo."
Ich wurde sogar zur Extrembüglerin. Das Extrembügeln hat mir solchen Spaß gemacht und die Mütter waren so dankbar."
Tante Klärchen erzählt noch die restliche Weihnachtsgeschichte zu Ende und als die Heiligen Drei Könige ihr Geschenke Gold, Weihrauch und Myrrhe überreichen, steht auch die junge Lehrerin sichtlich erleichtert wieder im Raum.
Auf die Frage, wozu denn Weihrauch und Myrrhe gut sind, sagt Tantchen, dass das guten Geruch bringt und sehr wertvoll war zu der Zeit.
"Kein Wunder, dass muss ja ganz schön im Stall gestunken haben," kichert Claudia, " nach Kuhfladen und Kinderkacke. Da brauchte man schon Raumerfrischer."
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(Post editiert am 23.09.2011 - 20:37) |