Onkel Lou
Beiträge: 95 | Post #1 geschrieben am 13.12.2016 - 21:43 | So, wie im Metalhead-Thread angekündigt, verlegen wir unsere Diskussionsrunde mal ein bisschen.
Vorsicht, KÖNNTE triggern.
Referenz: http://www.tausch-buecher.de/forum/Musik-14/Metal+Stammtisch+f%C3%BCr+alle+Fans+der+harten+Mucke-1391.html?page=8
Ach ja, nochmal zum Thema Burnout: meine Frau ist aus den Tiefen ihrer Unterlagen aufgetaucht und hat korrigiert: Aktuell sind die Psychologen/Psychiater sich noch nicht ganz einig, ob Burnout-Syndrom eine eigenständige Krankheit ist, bei der Depressionen ein Symptom sind; oder ob es "einfach nur" eine Stressdepression ist.
Die generellen Symptome von Burnout entsprechen jedenfalls fast vollständig denen einer schweren Depression. Derzeit ist Burnout-Syndrom nicht im ICD vertreten und damit keine anerkannte Diagnose/Krankheit.
(Post editiert am 13.12.2016 - 21:50) |
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Pumpel
Beiträge: 551 | Post #2 geschrieben am 13.12.2016 - 22:43 | @ O.L.:
Besten Dank, hier paßt das besser hin als in das "Metalboard" , ansonsten denkt noch jeder, daß psychische Krankheiten eine direkte Folge von "Heavy Metal" sind ...
... was bedeutet "5 Uhr Tagwacht und 9 Stunden Tag" ... der Pumpel grübelt ... ?
(Post editiert am 13.12.2016 - 22:45) |
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Onkel Lou
Beiträge: 95 | Post #3 geschrieben am 14.12.2016 - 06:15 | Naja letztlich ist tatsächlich der Anteil Hochbegabter und auch psychich gestörter Menschen unter den Heavy Metalern mitunter am höchsten. Vor allem die Bildungsschicht ist überdurchschnittlich stark vertreten. ^^ Wenn du mal ne Umfrage startest (natürlich nach der Zeit, da Gymnasium Geld kostete), wirst du feststellen, dass sehr viele Abiturienten darunter sind Von daher ist es tatsächlich (neben Studenten) am wahrscheinlichsten, philosophische, soziologische etc Themen unter Metalheads diskutiert zu sehen XD
Und das bedeutet: ich muss um 5 Uhr aufstehen und hab heute von 7 bis 16 Uhr Dienst - Weihnachtszeit im Handel *yay* -.-
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teetussi (bei 1822 Stimmen) Beiträge: 855 | Post #4 geschrieben am 14.12.2016 - 11:35 | Onkel Lou: Naja letztlich ist tatsächlich der Anteil Hochbegabter und auch psychich gestörter Menschen unter den Heavy Metalern mitunter am höchsten. Vor allem die Bildungsschicht ist überdurchschnittlich stark vertreten. ^^ Wenn du mal ne Umfrage startest (natürlich nach der Zeit, da Gymnasium Geld kostete), wirst du feststellen, dass sehr viele Abiturienten darunter sind Von daher ist es tatsächlich (neben Studenten) am wahrscheinlichsten, philosophische, soziologische etc Themen unter Metalheads diskutiert zu sehen XD
Und das bedeutet: ich muss um 5 Uhr aufstehen und hab heute von 7 bis 16 Uhr Dienst - Weihnachtszeit im Handel *yay* -.-
Da wünsche ich Dir einen nicht zu stressigen Arbeitstag, Onkel Lou. Und viele nette Menschen! Wir leben in der stressigsten Zeit für den Einzelhandel, alle Leute sind ständig gereizt und regelrecht bösartig unterwegs. Möglicherweise liegt das an den "Weihnachtsschnulzen", denen man permanent im Handel ausgesetzt ist? Die sollten mal vernünftige Musik spielen z. B. von Metallica oder Rammstein. Da wäre ich auch entspannter beim Einkauf. *lach
Ja, wie ich schon "drüben" erwähnte, ist die Diagnose Burn Out eine Art "Verdachtsdiagnose" aktuell - wie das auch über viele Jahre bei Reizdarm-Syndrom (RDS) und ähnlichen Erkrankungen war. Alle Symptome, bei denen man keine "pathologische Krankheit" erkennen kann - es also scheinbar keinen auslösenden Faktor gibt und man keine Erscheinnungen/Folgen dieser Erkrankung sehen kann, man nicht generell sagen kann "Wenn xy auftritt, ist es immer diese oder jene Krankheit" - in solchen Fällen werden "Verdachtsdiagnosen" gestellt. Dazu zählen alle Reizorgane und neuerdings seit ungefähr 2-3 Jahren auch Burn Out bei psychischen Problemen. Aber hier unterscheidet man auch ganz klar: Ein Burn Out kann nur Jemand bekommen, der berufstätig ist! Und das finde ich diskriminierend denn auch Leute, die z. B. arbeitssuchend sind oder auch Hausfrauen mit Kindern können eine "Stressdepression" bekommen und damit auch einen Burn Out!
Sorry, Leute, das Thema Diskriminierung habe ich ständig "auf dem Tablett" gehabt, ich habe ja im öffentlichen Dienst gearbeitet und musste ständig nach irgendwelchen Gesetzen schauen. Das hat die Arbeit nicht leichter gemacht!
Aber es hat durchaus fürs Leben praktische Impulse mitgebracht, ich gehe wohl etwas aufmerksamer durchs Leben als andere Menschen. Manche Dinge verinnerlichte ich im Laufe meines Berufslebens so stark, dass ich es heute noch automatisch mache. *kicher
Wie ich schon festgestellt habe, wundert es mich, dass man die Diagnose von Depressive Episode in Depression verändert, wenn die "Episode zu lange dauert". Aber auf eine verdrehte Weise leuchtet es auch irgendwie ein. Wie sollte man es sonst unterscheiden? Eine Episode geht "von alleine" vorüber - eine Depression nicht. Und ob es sich um eine "leichte, mittlerle oder schwere" Depression handelt, das hängt nun wirklich von der Vielzahl der Symptome ab - je länger die Liste und je länger man darunter leidet also die Dauer der Problematik entscheidet dann über die schwere der Depression. Bei mir ist halt nach einiger Zeit die Diagnose von "Depressive Episode" zu schwere Depression gewechselt - dass ich eine schwere Depression habe, habe ich erst Ende letzten Jahres erfahren. Aber auch da wurde ich von meinem früheren Hausarzt noch wie eine "eingebildete Kranke" behandelt und er schimpfte ständig mit mir, weil es so gar nicht besser wurde und warf mir ständig vor, dass ich mich ja weigern würde, eine Therapie zu machen. Dabei habe ich die Therapie bei meinem 1. Besuch bei der Psychiaterin schon begonnen und er wusste das auch. Psychotherapien dauern Jahre und nicht Wochen oder Monate! Das ist nun einmal Fakt.
Ich musste zum 1. Mal nach Monaten lachen, als ich meiner Psychiaterin mal wieder von den bösen Sprüchen meines Hausarztes berichtet hatte und sie sich wie Rumpelstilzchen darüber aufregte und sofort den Arzt anrufen und ihn "einen Kopf kürzer machen wollte für seine Dämlichkeit". Ich war sprachlos, guckte sie an - und fing schallend an zu lachen. In dem Moment musste sie auch lachen und das Eis war gebrochen. Sie hat tatsächlich versucht, ihn zu erreichen aber er hatte die Praxis schon verlassen. Ich sollte ihm beim nächsten Besuch einen schönen Gruß ausrichten und ihm sagen, dass er sie "unverzüglich" anrufen sollte. Das habe ich dann auch gerne gemacht. Ob die beiden jemals miteinander gesprochen haben, weiß ich nicht. Aber er hielt sich wochenlang mir gegenüber zurück.
(Post editiert am 14.12.2016 - 11:35) |
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teetussi (bei 1822 Stimmen) Beiträge: 855 | Post #5 geschrieben am 14.12.2016 - 12:34 | Onkel Lou: Naja letztlich ist tatsächlich der Anteil Hochbegabter und auch psychich gestörter Menschen unter den Heavy Metalern mitunter am höchsten. Vor allem die Bildungsschicht ist überdurchschnittlich stark vertreten. ^^ Wenn du mal ne Umfrage startest (natürlich nach der Zeit, da Gymnasium Geld kostete), wirst du feststellen, dass sehr viele Abiturienten darunter sind Von daher ist es tatsächlich (neben Studenten) am wahrscheinlichsten, philosophische, soziologische etc Themen unter Metalheads diskutiert zu sehen XD
Und das bedeutet: ich muss um 5 Uhr aufstehen und hab heute von 7 bis 16 Uhr Dienst - Weihnachtszeit im Handel *yay* -.-
Thema Hochbegabung:
In meiner Kindheit war das noch kein Thema - der Hype um Hochbegabte kam erst in den späten 80er und 90er Jahren auf. Obwohl ich in der Schule eine Art Überfliegerin war, wäre Niemand auf die Idee gekommen, mich als hochbegabt anzusehen. Im Gegenteil wurde ich ständig mit meinen älteren Geschwistern verglichen und die waren nur Durchschnitt. Dass meine Noten z. B. in den Leistungskursen immer viel besser waren als die meiner Geschwister wurde nicht einmal bemerkt. Das hat mich echt gefrustet. Irgendwann war es mir auch egal. Auf die Idee, eine weiterführende Schule zu besuchen, wäre ich nie gekommen! Ich war heilfroh, als ich die 10 Jahre voll hatte. Schlimm genug, dass ich nicht nur während der Ausbildung die Schule besuchen musste, sondern auch für 2 weiterführende Ausbildungen. Die habe ich dann auch abgebrochen, ich hatte die Schnauze voll von Schule und Dozenten, die mir ständig an den Karren pissten! Ohne mich. Bin wohl auch eine Art Schulverweigerer wie meine kleine Großnichte.
Meine Hochbegabung habe ich eher zufällig vor rund 20 Jahren mal in einem spaßeshalber durchgeführten IQ-Test herausgefunden aber nicht wirklich ernst genommen. Ich ärgere mich heute noch (!) darüber, dass ich bei dem Test in einem Teil komplett versagt habe, weil ich die Fragestellung nicht verstanden habe und mir blöd vorkam.
Als Anfang des Jahres in der Reha eine Therapeutin vermutet hat, ich wäre hochbegabt, bin ich ihr fast ins Gesicht gesprungen. Mit so einer aggressiven Reaktion hätte sie nie gerechnet und war leicht schockiert (und etwas blass). Die anderen Patienten haben herzlich gelacht über diese Reaktionen.
Und wir stellten gemeinsam fest, das die Therapeutin scheinbar Recht hatte. Wir haben recherchiert und festgestellt, dass mein Ergebnis dieses Tests tatsächlich für eine Hochbegabung steht. Ich war sprachlos und habe mehrere Tage gebraucht, um das zu verarbeiten. Heute nehme ich es mit Humor und mache Scherze darüber.
Dass meine Hochbegabung dafür verantwortlich sein soll, dass ich seit einigen Jahren auf Hardrock & Heavy Metal-Musik stehe, kann ich mir allerdings nicht vorstellen! Du beliebst zu scherzen, oder Onkel Lou?
Ich dachte, Hochbegabte spielen klassische Musik wie Mozart & Co. Und komponieren Musik? Dafür bin ich total ungeeignet, auch wenn ich leider ein "Musikalisches Gehör" habe (d. h. ich höre falsche Töne, kann aber selbst weder Noten lesen noch spielen).
(Post editiert am 14.12.2016 - 12:36) |
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Onkel Lou
Beiträge: 95 | Post #6 geschrieben am 14.12.2016 - 17:08 | Wow, viele Informationen ^^
Thema Diskriminierung, da kenne ich auch einige Episoden. ^^ Nicht nur meine liebe Gattin, die zwei Studiengänge in den Sand gesetzt hat, ehe sie sich hat endlich überzeugen lassen, dass auch psychiatrische Krankheiten eine Studienbehinderung darstellen und der NACHTEILSAUSGLEICH keine unverdiente Vorteilnahme ist... bis hin zu meinem Ziehtöchterlein im Rollstuhl, die sich anhören musste "wir gewähren ihr aufgrund ihrer Behinderung diesen VORTEIL" (dass sie beim Architekturstudium NICHT unter den Tisch kriechen kann, um ihre Modelle auch von unten zu begutachten... ~.~) Viele nette Anekdoten... *lacht*
Da freu ich mich immer wieder, wenn ich irgendwas an den Kopf geworfen bekomme und irgendwann meine Frau mein "Du weißt schon, dass das diskriminierend war?" und ich steh dann einfach nur da und denke mir "häh?" *lol* vereinfacht das Leben ungemein *g
Also ich denke nicht, dass die Hochbegabung dich zum Metalhead gemacht hat, aber interessanterweise ist es wirklich so, dass der Anteil an intelligente(re)n Menschen in dieser Gruppierung besonders hoch ist. Ich denke, das liegt vor allem an der Musik selbst - es ist so gesehen die vielschichtigste. Ich z.B. find nichts besser, als die Kombination von Klassik und Metal - als wären sie füreinander geschaffen worden.
Es ist einfach... klar, du kannst damit heutzutage noch immer gut gegen deine Eltern rebellieren, hast aber gleichzeitig auch eine sehr soziale und ja... vorurteilsarme Gemeinschaft, die ziemlich wertneutral durch das Leben geht. Metaler machen ihr Ding, ohne dabei jetzt zu sehr in dieses Ingroup-Outgroup-Verhalten zu verfallen. Die wenigsten Metaler halten sich für "was Besseres". Und wenn doch, dann sind das oft diejenigen, die noch in der Pubertät sind und sorry, die können nun wirklich nichts dafür ^^ Im Gegenteil, die Metaler verbindet eigentlich dieses "eine gute Zeit haben" miteinander - klar, man hetzt schonmal gegen andere "Richtungen", aber das ist irgendwie immer noch so ein bisschen sportlich zu betrachten; wie zwei Verbindungen, die sich halt hin und wieder mal schlagen müssen, um danach wieder friedlich zu sein. Das ist aber dann auch wiederum ein Konsens...
Schwer zu erklären...
Jedenfalls, es ist schon eine sehr reflektierte, offene Gemeinschaft, die man hat. Und da viele Intelligente Menschen auch eher diejenigen sind, die sich sozial zurückstellen, haben sie in dieser Gemeinschaft natürlich so eine Art Utopia - und das zieht sie (neben der tollen Mucke XD) natürlich auch an. Weil auch heutzutage werden die Intelligenten von den weniger Intelligenten gebasht.
Bei mir war es mit der Hochbegabung btw. ein wenig anders. Ich grolle meinen Eltern noch ein bisschen. Meine Klassenlehrerin in der 3ten Klasse hat meinen Eltern damals angeraten, mich auf ADS und Hochbegabung testen zu lassen. Naja, meine Eltern sind beide typsiche Schulverweigerer (meine Ma hätte auch locker Abi schaffen können, wollte aber nicht - und mein Vater... naja, über NOTEN schweigt er sich besser aus XD ) und sie haben immer gesagt, dass man Kinder Kinder sein lassen sollen. Tja, Ende vom Lied: mit 18 IQ-Test im Rahmen von Vorstellungstests gemacht und jaja, 136 *yay* Problem nur: während der Schulzeit chronisch unterfordert, also hab ich nie gelernt, wie man lernt. Ergo an der Uni sowas von abgekackt *sfz* Und jetzt Verkäufer *lol* Was für eine Karriere, hm? ^^
Ich hoffe, du verwechselst jetzt nicht Hochbegabung mit Inselbegabung? ^^ Aber es gibt ja auch verschiedene Begabungen: sprachlich, mathematisch, künstlerisch, naturwissenschaftlich. oder wie ich das nutzlose Talent, nahezu alles logisch herleiten zu können, ohne dass man es erklärt bekommen müsse (Ausgangspunkt und Ergebnis reichen in der Regel vollkommen) - das jedoch nicht mehr viel bringt, wenn man in andere Bezugssysteme wechselt, die einem vom bisherigen Standpunkt aus unlogisch erscheinen (so geschehen mit Mathematik an der Uni)
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EDIT:
Ich hab grad erst gesehen, dass du auch im Metalhead Thread geschrieben hast ^^
Also ich wollte nirgends sagen, dass es eine Männerkrankheit ist - ich wollte lediglich den Hintergrund der Krankheit erläutern. Tatsächlich haben Frauen häufiger mit diesem "Erschöpfungssyndrom" zu kämpfen, als Männer. Was nicht darauf zurückzuführen ist, dass sie schwächer oder labiler wären, sondern vielmehr darauf, dass sie meistens mehr zu managen haben und ihr Stress vielfältiger ist. ^^
Es wurde mal ein vergleichender Stresstest zwischen Männern in typischen Männerberufen höherer Ebene und einer typischen Hausfrau und Mutter mit Nebenjob gemacht - dreimal dürft ihr raten. ^^ Episodisch hatten die Männer zwar das höhere Stresslevel, sprich WENN sie Stress hatten, dann so richtig; aber insgesamt hatten die Frauen über den ganzen Tag verteilt fast pausenlos ein erhöhtes Stresslevel, was sich insgesamt wesentlich schädlicher auswirkt. Letztlich ist nämlich nicht der punktuelle Stress das Problem - im Gegenteil helfen 1-3 stressige Situationen am Tag, unser Imunsystem fit zu halten - sondern ein Stresspegel, der über lange Zeit nicht mehr fällt. Und da sind die Frauen definitiv stark benachteiligt, weil sie einfach den längeren Arbeitstag haben und meistens auch mehr Dinge gleichzeitig jonglieren müssen. (Wenn man die ROllen vertauscht, also arbeitstätige Frau und Hausmann, vertauscht sich natürlich auch das Ergebnis ^^)
Aber ja, das eigentliche Problem ist halt wirklich, dass die Männer - i.A. inzwischen "hart arbeitende" Leute sich den Stempel "Depressionen" nicht aufdrücken lassen können, ohne dass es ihre Karriere und ihr soziales Leben beenden würde - deswegen wird der Begriff Burnout eben so hoch gehandelt. Er klingt halt einfach.... positiver. ^^
Letztenendes ist aber halt wirklich die Frage, ob Burnout aktuell nicht mehr eine "Modekrankheit" ist, wie es vor kurzem noch Borderline Syndrom und davor ADHS war. :-/ Ich spreche nicht ab, dass es dieses chronische Erschöpfungssyndrom gibt - eine Freundin von uns (jung verstorben) hatte es hart erwischt: Lehrerin an einer Hauptschule (gerade Lehrer und Erzieher sind - nicht grundlos - stark davon betroffen) und von den wirklich katastrophalen Bedingungen da schlicht und ergreifend... ja, ausgehöhlt worden. 2 Jahre Therapie und Reha, bis sie sich wieder zutrauen konnte, arbeiten zu gehen... :-/ Eine andere Lehrerin steht atm auch kurz davor, in eine Erschöpfungsdepression zu verfallen. Es läuft also DEUTLICH etwas schief in diesem Bereich. Ich kenne aktuell 3 Lehrer(innen) und 2 davon sind kurz vor oder hatten schon Burnout. Schlechte Quote (oder ich ziehe die "Irren" einfach an... (nicht bös gemeint, freundlicher Spott unter "Leidensgenossen" )
(Post editiert am 14.12.2016 - 21:00) |
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teetussi (bei 1822 Stimmen) Beiträge: 855 | Post #7 geschrieben am 15.12.2016 - 00:36 | Onkel Lou
Wir können uns die Hand reichen - unsere IQ-Werte liegen dicht beieinander und unsere Erfahrungen in der Schule scheinen auch ähnlich zu sen. Immer schön, wenn man Jemanden trifft, der versteht, worum es geht!
Ich habe auch nie "gelernt zu lernen" und brauchte es auch bis zum 10. Schuljahr nicht zu können . Eigentlich wäre bei mir mit dem 9. Schuljahr Schluss gewesen aber in dem Jahr wurde das 10. Schuljahr eingeführt und dann auch gleich zur Pflichtnummer. Scheiß-Spiel für die Mädels und Jungs, die für 1981 eine Lehrstelle gefunden hatten. Die wenigsten Arbeitgeber haben 1 Jahr gewartet..... ich hatte Glück und konnte zur Stadtverwaltung gehen.
Als ob man mit der Hochbegabung nicht schon genug Ärger hätte - meine Therapeutin und ich haben in den letzten Monaten herausgefunden, dass ich zu allem Überfluss auch noch Hypersensibel bin. Hypersensible Menschen leben mit 1 oder mehreren übersensiblen Sinnen. Die Hauptsinne des Menschen sind Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen. Darüber hinaus gibt es noch weitere Empfindungsmöglichkeiten, die vom Gehirn gesteuert und beeinflusst werden - manchmal automatisch d. h. unbewusst, manchmal bewusst. Und obwohl ich von Geburt an diverse Schäden an meinen Augen habe und damit keinen hypersensiblen Sinn im Sinne von besonders scharfem Sehvermögen habe, sind auch meine Augen hypersensibel und zeigen Eigenschaften, die von Ärzten als "nicht normal" eingestuft werden. Und bis heute auffällig sind.
Ehrlich gesagt geht es mir in diesem Jahr ziemlich auf die Nerven, dass bei mir ständig was Neues "gefunden" wird, mit dem ich leben soll. Da frage ich mich manchmal wirklich, was ich wohl verbrochen habe, um so bestraft zu werden! Meine Freundinnen sagen immer "Sei doch froh, dass du jetzt wenigstens weißt, was los ist." Aber diese Phase habe ich noch nicht erreicht! Das wird wohl noch dauern. Aktuell mache ich noch die "Verleugnungsphase" durch - frei nach dem Motto "So bin ich nicht - ich bin normal."
Es macht einfach keinen Spaß, immer und überall ein Außenseiter und anders zu sein! Ist es denn zuviel verlangt, auch mal normal sein zu wollen???
Ich spreche hier immer von bestimmten Phasen. Das will ich mal näher erklären:
Man erfährt, dass man eine chronische d. h. unheilbare Krankheit hat, mit der man leben muss. Oder dass man eine schwere Krankheit hat, die möglicherweise zum Tode führen kann. Jeder Mensch braucht seine Zeit, um diese Diagnose zu verarbeiten und zu akzeptieren. Diese Verarbeitung verläuft in Phasen - und es gibt keinen zeitlichen Rahmen für diese Phasen. Der eine Mensch braucht Stunden, der andere Tage, der nächste Wochen, andere Leute verarbeiten diese Info in Monaten und wieder andere brauchen Jahre und kommen kaum vom Fleck. Manche stecken den Kopf in den Sand und möchten nichts mehr über ihre Krankheit hören - je mehr sie hören, umso verzweifelter werden sie. Andere brauchen so viele Informationen wie möglich über ihre Krankheit, die Behandlung und die Prognosen, um dadurch einen Weg für sich zu finden, mit der Diagnose umzugehen. Und zu leben. Oder den Kampf aufzunehmen. Es ist dabei völlig unerheblich, um welche Krankheit es sich handelt. Jeder Mensch hat andere Prioritäten. Für manche Frauen ist es z. B. eine unglaubliche Belastung, wenn sie nicht schwanger werden. Oder ihre Kinder nicht austragen können. Auch diese Diagnosen sind schwer zu begreifen und zu akzeptieren.
Ich spreche hier nicht von Krankheiten, die ständig kommen und gehen, die man gut behandeln kann, die einmalig sind oder auch immer wieder kommen. Ich spreche von dauerhaften Prozessen, von chronischen Krankheiten oder schweren Krankheiten mit zum Teil schlimmem Verlauf wie z. B. Krebs, Aids, Hepatitis oder schweren Infektonskrankheiten. Oder auch von Diabetes, Rheuma, Asthma, chronische-entzündlichen Darmerkrankungen wie z. B: Morbus Crohn/MC, Colitis ulcerosa/CU, PSC usw. Die Übersetzung für PSC kenne ich nicht, ich hatte kein Latein. Es soll das Kürzel für eine chronische Leberentzündung sein - das ist übrigens eine schwere "Begleiterkrankung", die ich mit CU jederzeit aus heiterem Himmel bekommen kann. Ohne ersichtlichen Grund. Das ist das Los, dass man mit einer Autoimmunerkrankung trägt: Man kann verschiedene schwere Krankheiten zusätzlich bekommen, einfach nur, weil man die CU oder MC hat. Ist das nicht scheiße?
Phase 1: Die Verleugnung. Ich bin nicht krank, ich habe diese Krankheit nicht, der Arzt hat sich vertan. Alle Symptome werden ignoriert soweit möglich, der Arzt wird belogen, man belügt sich selber und alle Familienmitglieder. Diese Phase kann Jahre andauern. Manche Patienten kommen nie aus Phase 1 heraus! Sie belügen sich lieber selbst als der Wahrheit ins Auge zu sehen - vermutlich aus Angst oder sie sind überfordert.
Phase 2: Man fängt an, die Diagnose zu akzeptieren, man beschäftigt sich mit den Symptomen und der Diagnose, man ist bereit, zuzuhören, man nimmt die verordneten Medikamente. Man fängt an, dem Arzt zu glauben. Man fängt an, die Diagnose zu akzeptieren und gibt sich selbst gegenüber zu "Ich bin krank. Ich habe diese Krankheit."
Phase 3: Akzeptanz. Man spricht auch anderen gegenüber darüber "Ja, ich bin krank, ich habe die Krankheit xy". Man versucht, alle Informationen über die Therapie zu bekommen. Man besorgt sich Informationen über die Krankheit, man informiert sich so umfassend wie möglich und wie es für einen selbst wichtig ist. Manche Menschen wollen es gar nicht so genau wissen, andere verstehen es nicht und wollen auch nicht nachfragen. Jeder hat seine eigene Art, mit einer Krankheit umzugehen. Es gibt keine Regel für alle Menschen.
Phase 4: Man akzeptiert, dass die Krankheit "lebensverändernd" ist - entweder muss man damit leben weil sie chronisch d. h. unheilbar ist. Oder man muss lernen, dass die Krankheit auch zum Tode führen kann. Man wird jede Therapie nutzen, die einem vom Arzt angeboten wird. Gleichzeitig fängt man in dieser Phase auch an, offen mit allen Menschen über die Krankheit zu reden und das Umfeld über die Krankheit zu informieren. Man bereit sich also auf ein langes Leben mit der Krankheit vor oder auf den Tod.
Phase 5: Die vollkommene Akzeptanz aller möglicher Komplikationen bedeutet auch, dass man sich über den möglichen Tod und seine Konsequenzen informiert und völlig offen mit der Krankheit umgeht. Die Krankheit ist kein Feind, man wehrt sich nicht dagegen, man nimmt die Krankheit und alle Begleitumstände vollkommen an, man findet eine Lösung, um damit zu leben. Manche Menschen bezeichnen die Krankheit auch irgendwann als ihren Freund.
Ich stecke irgendwo zwischen Phase 4 und 5 fest. Ich will immer alles ganz genau wissen - nein, ich muss immer alle Informationen habe. Ich frage die Ärzte immer Löcher in den Bauch und manche sind damit überfordert. Ich frage, welche Wirkstoffe in den Medikamenten enthalten sind, was ich tun muss, wenn ich Nebenwirkungen bemerke, die nicht im Beipackzettel steht (alles schon vorgekommen - fragt nicht!) und ich informiere mich selbst auch noch, gerne im Internet auf den richtigen Seiten. Ich versuche, Infos von anderen Betroffenen zu bekommen und sage offen "Ich habe diese oder jene Krankheit." und freue mich, wenn ich Gleichgesinnte treffe und mich mit ihnen austauschen kann. Wer wenn nicht Betroffene verstehen, was man durchmacht?
Ich bin seit rund 8 Jahren Mitglied in der Bundesvereinigung der Colitis-Crohn-Kranken, ich war jahrelang in einer Selbsthilfegruppe und ich habe auch die Kontakte zu anderen depressiven Menschen zwecks Erfahrungsaustausch gesucht und in der Reha gefunden. Für mich ist eine SHG eine gute Idee. Andere Menschen haben damit Probleme, schämen sich, weil sie krank sind und wollen nicht darüber sprechen. ich bin da ganz anders. Ja, meine Krankheiten nerven mich. Aber ich muss mich für nichts schämen!
(Post editiert am 15.12.2016 - 00:56) |
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Onkel Lou
Beiträge: 95 | Post #8 geschrieben am 15.12.2016 - 10:22 | *hm* Ja, ich hatte ja noch das unglaubliche Glück, dass ich in der Sekundarstufe I in einer Klasse war, wo ich MITTELFELD war Ô.Ô Mit einem Notendurchschnitt von 1,5-1,9 (hing davon ab, ob wie Ovid oder Caesar in Latein hatten XD) - dazu noch eine sehr kleine Klasse in einer sehr kleinen Schule, die heute sogar eine Hochbegabtenschule ist T-T Warum nicht zu meiner Zeit? T-T Sprich ich habe in der Schule wirklich viel mitgenommen und auch ein großes Fundament aufbauen können. Dann wechselte ich nach NRW und naja... 2,0 Abi ohne auch nur eine einzige Stunde jemals aufgepasst zu haben *hüstel* Die meisten Sachen hab ich mir spontan in der Klausur beigebracht XD Uni hingegen war dann ein (nicht sonderlich) heilsamer Schock... Da ich aber aufgrund meiner Vergangenheit ein sehr gemütlicher Mensch bin, der immer den einfachsten Weg nimmt, arbeite ich jetzt halt so, dass es zum Leben reicht und genieße es ansonsten. ^^
Und ja, ich kann verstehen, was du mit den Diagnosen meinst.
Ich habe mich mit 24 auf ADHS testen lassen - ziemlich eindeutig Hypoaktivität dabei heraus gekommen - hab's aber tatsächlich geschafft, es irgendwie selbst zu therapieren und komme damit (mal von Weihnachten abgesehen) ganz gut durch's Leben. Jetzt ist so die Zeit, wo man mich nicht ans Steuer und auch nicht unbegleitet Straßen überqueren lassen darf, weil ich bei Stress etwas.... *hm* unkonzentriert werde, um nicht zu sagen meine Hirn-Körper-Kooperation nicht mehr ganz so gut funktioniert (ich laufe sehenden Auges und vollen Bewusstseins vor Autos und bin hinterher total perplex, weil ich doch EIGENTLICH stehen geblieben bin... XD - Edit: Sehr schönes Video dazu gefunden: http://9gag.com/gag/aZB2bQ0?sc=cute ... ich bin das Gnu btw XD)... Aber es stünde EIGENTLICH noch ein Test auf Asperger im Raum. Aber ganz ehrlich: ich komme im Leben zurecht und nicht jedes Kind braucht einen Namen. Ich brauch nicht einen Namen dafür, was bei mir anders ist, als bei anderen. Das ADHS hat mich persönlich interessiert, weil ich eben durch das Studium meiner Frau viel von psychischen, neurologischen KRankheiten lerne und ich mich gerade in dieser Diagnose sehr deutlich wieder erkannt habe... aber ansonsten: Jeder Mensch ist ein Individuum. Früher nannte man Hypoaktivität "Traumliese" oder "Hans-guck-in-die-Luft" und Hyperaktivität war ein "Zappelfillip", Transsexuelle Frauen waren "Wildfänge" und solche Männer waren eben mit sehr verschwiegenen Frauen verheiratet XD De Facto hatte aber trotzdem jeder von ihnen einen Platz in der Gesellschaft - man hat darüber manchmal geschmunzelt, weil gerade den ADS Leuten natürlich viele Unfälle passiert sind, aber sie hatten ihren festen Platz und das wurde nicht groß breit getreten.
Heutzutage scheint alles auf Gleichschaltung hinaus zu laufen. Indem wir (vor allem psychischen) Abweichungen einen Namen geben, können wir sie (mehr oder minder erfolgreich, wie ich kürzlich lernte) medikamentös behandeln, damit sie sich der Masse angleichen; statt dass man ihre individuellen VORTEILE besser fördert und einbaut. Klar, es gibt immer weniger wirkliche Handwerkerberufe - das ist unser größtes Problem. Aber letztlich hat eigentlich jeder individuelle Schaden auch seine Vorteile. Traumliesen sind sehr ruhige Menschen, die viel verstehen und sehr gut gerade im Service geeignet sind (frag mich mal, meine Kunden LIEBEN mich - yever XD); Zappelfilippe sind in sportlichen und handwerklichen Berufen sehr gut geeignet; viele Autisten sind HERVORRAGEND für Aktenarbeit zu gebrauchen, weil sie so überpedantisch sind usw. Aber das sieht man heutzutage nicht mehr, weil man diese Menschen dann als Individuen betrachten und unterschiedlich behandeln müsste. Und das scheint die Menschen in all ihrem Schreien nach Individualismus zu überfordern. oÔ Jeder will anders sein und behandelt werden, die meisten schaffen es aber nicht, jemanden anders zu behandeln, als auf ihren eigenen Standartweg.
*hm* Ich versuch mir grad deine Hypersensibilität vorzustellen. Kann ich mir das in etwa vorstellen, dass dir schnelle Bewegungen, viele Bewegungen oder viele Farben/häufige Farbwechsel eine Überforderung im Hirn verursachen, die dann bestenfalls zu Kopfschmerzen, schlimmstenfalls zu dem Wunsch, einen Nervenzusammenbruch zu kriegen, resultieren? oô
Sry, ich versuch immer, so etwas nachzuvollziehen. ^^
Meine Frau hat ein ähnliches Problem mit dem auditiven Sinn, auch wenn sich das vor allem an Stress und die Depressiven Phasen koppelt. Bei ihr führt das entweder zum sog. "Cocktailpartysyndrom" (im Groben: das Hirn kann das Hintergrundrauschen der Stimmen nicht ignorieren), dazu, dass sie Worte nicht mehr versteht/verarbeiten kann, oder dazu, dass allein das Geräusch eines vorbeifahrenden Autos zuviel ist. Endet alles meistens in einem leichten bis schweren Panikanfall. :-/
*hm*, wenn ich die Phasen so lese, erkenne ich meine Schwiegermutter in Phase1 wieder *lol* Hin und wieder kratzt sie mal an Phase2, um dann doch ganz schnell wieder in die 1 abzutauchen... seit über dreißig Jahren... oÔ
Meine Frau ist schon längst in Phase5. Wie gesagt, sie ist mit der bipolaren affektiven Störung geboren worden - hatte auch alle Anzeichen einer Depression von Säuglingen; sie ist also damit aufgewachsen und hat wirklich lange gebraucht, um zu realisieren, dass dieses Anderssein nicht normal ist (Erbkrankheit, 99% ihrer Verwandten mütterlicherseits haben die Krankheit). Aber da sie sich auch schon seit ihrem 9ten Lebensjahr für Medizin und Psychologie interessiert (mitunter, um die Mutter zu verstehen), hat sie ihr Wissen natürlich sozusagen zeitgleich gelernt wie es veröffentlicht wurde. Aber da sie auch nichts anderes kennt, kann sie sich auch nicht vorstellen, ohne Krankheit zu leben - das wäre für sie wahrscheinlich so wie für einen "Normalen", der plötzlich schwere Depressionen kriegt.
Als sie die ersten Tabletten bekommen hat - omg! zusammengebrochen ist sie, weil sie auf einmal nicht mehr verstanden hat, wie ihr eigenes Hirn funktioniert. Ô.Ô Weil das ganze Denken auf einmal komplett anders verlaufen ist, als gewöhnt. Und ganz ehrlich: mit Ende 20 bringst du dir nicht so eben mal bei, komplett neu zu denken. Nicht, wenn es doch auch so funktioniert. Deswegen hat sie jetzt eine (laut Ärzten) sehr niedrige Medikamentierung, die letztlich nur die schweren Episoden dämpft und ihre Insomnia beenden. Sie hat immer noch ihre Phasen (die nun deutlich kürzer sind), aber das ist auch nicht schlimm. Ganz ehrlich: sie wäre nicht sie selbst, wenn sie "normal" wäre und sie wäre keine so verdammt gute Psychologin ohne diese Krankheit. Nicht ohne Grund kommen viele Leute zu ihr, um sich bei ihr auszuweinen und sich ein paar Ratschläge zu holen (sie ist keine Therapeutin, Bildungspsychologie - will nach dem Master jetzt dann in Schule oder Uni als Behindertenbeauftragte oder sowas in die Art). Aber ohne ihre Krankheit und völlig normal denkend würde sie diese Leistungen nicht erbringen können. Ich glaueb sogar, ein gesunder Verstand kann einen "kranken" Geist einfach nicht nachvollziehen, weil er einfach zu sehr in den eigneen Mustern gefangen ist, während ein kranker Geist von Anfang an lernen muss, umzudenken: so bin ich und so habe ich zu denken, um andere zu verstehen und so muss ich denken, um nicht in der Gesellschaft negativ aufzufallen. ^^
(Post editiert am 15.12.2016 - 17:09) |
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teetussi (bei 1822 Stimmen) Beiträge: 855 | Post #9 geschrieben am 16.12.2016 - 14:59 | *hm* Ich versuch mir grad deine Hypersensibilität vorzustellen. Kann ich mir das in etwa vorstellen, dass dir schnelle Bewegungen, viele Bewegungen oder viele Farben/häufige Farbwechsel eine Überforderung im Hirn verursachen, die dann bestenfalls zu Kopfschmerzen, schlimmstenfalls zu dem Wunsch, einen Nervenzusammenbruch zu kriegen, resultieren? oô
Sry, ich versuch immer, so etwas nachzuvollziehen. ^^
Hallo zusammen,
@Onkel Lou
Nein, Deine Beschreibung oder Vorstellung passt nicht zur Hypersensibilität oder Hochsensibilität. Es bedeutet, dass man überdurchschnittlich gut ausgeprägte Sinne hat oder ungewöhnlich die Sinneseindrücke verarbeitet. So gibt es z. B. hochsensible Menschen, die Farben schmecken können oder Gerüchte sehen. Da sind dann die Sinne irgendwie durcheinander und sie erleben Sinneseindrücke anders und auch vielschichtiger. Manche Menschen reagieren extrem empfindlich auf Gerüche oder auf Farben oder auch auf Geräusche. Viele hochsensible Menschen werden auch als "behindert" eingestuft, manche sind Autisten, andere leiden unter dem Asperberger Syndrom und unter ADHS-Patienten sind auch viele vertreten.
Was ist Hochsensibilität?
Aufgrund besonderer Eigenschaften ihres Nervensystems nehmen Hochsensible mehr und intensiver wahr als andere Menschen. Dies hat manche Vorteile, führt allerdings auch zu früherer Erschöpfung und scheinbar geringerer Belastbarkeit. Hochsensible nehmen viel mehr Informationen auf, sowohl von ihrer Umwelt als auch von sich selbst. Sie nehmen feine Einzelheiten in einem größeren Spektrum wahr.
Was genau Hochsensible allerdings im Einzelfall intensiver wahrnehmen, ist unterschiedlich, auch weil sich die Wahrnehmung auf das Innere und das Äußere erstreckt. Manche HSP (= Highly Sensitive Person) nehmen z. B. Gerüche, optische und akustische Eindrücke intensiver oder facettenreicher wahr, andere bemerken beispielsweise feine Nuancen in zwischenmenschlichen Beziehungen, können manchmal gar fühlen, ob eine Person lügt.
Wahrnehmung ist anstrengend. Wer einige Stunden in der Oper saß, wird zu Hause nicht gleich eine CD in die Stereoanlage einlegen und Musik hören. Wer 90 Minuten konzentriert einem Vortrag gelauscht hat, braucht eine Pause. So schön die Disko auch sein mag - irgendwann wird einem die Musik zu viel, und man möchte nach Hause.
Weil Wahrnehmung anstrengend ist, haben Menschen nur begrenzte Aufnahmekapazitäten. Aus diesem Grund gibt es Pausen zwischen den Schulstunden, werden Theaterstücke nicht gerne ohne Unterbrechung gespielt und bei Spielfilmen mit Überlänge Pausen eingelegt. So schön eine Erfahrung auch ist - irgendwann ist es genug, wir brauchen eine Auszeit.
Jeder Mensch braucht nach Wahrnehmung Pausen zur Verarbeitung, auch zur Erholung der Nerven. Man kann die Aufnahme von Information nur eine bestimmte Zeit lang ertragen, dann wird es einem z uviel. Man könnte auch sagen: Nur ein gewisses Quantum an Information kann am Stück aufgenommen werden, dann sind die inneren Speicher voll und die Akkus leer
Wenn Hochsensible nun permanent wesentlich mehr Informationen aufnehmen als normal sensible Menschen, so liegt es in der Natur der Sache, dass bei ihnen die Speicher schneller voll und die Akkus schneller leer sind. Die hohe Anzahl an Informationen, die sie aufnehmen, will verarbeitet ("verdaut" werden. Ihre Nerven brauchen nach Zeiten der intensiven Stimulierung früher eine Phase der Regeneration.
Das ist die Erklärung, wie ich sie im Internet gefunden habe und so wird es vereinfacht dargestellt.
Ich sehe zum Teil anders (alternierend und fokussierend), ich höre hochsensibel (d. h. ich höre Hochfrequenztöne, Unterhaltungen in Nachbarwohnungen und auf der Straße, ich höre, wenn es regnet trotz geschlossener Jalousien, beim Autofahren ist es besonders schlimm, weil ich vom Lärm auf der Straße zusätzlich überflutet werde, ich höre Gespräche aus Räumen auf einer gesamten Etage z. B. im Büro = meine Kollegen haben mich buchstäblich mit ihrer Anwesenheit den ganzen Tag wahnsinnig gemacht, erst wenn sie Feierabend gemacht haben, konnte ich entspannt arbeiten).
Ich schmecke und rieche auch überdurchschnittlich sensibel d. h. ich kann schmecken, ob Lebensmittel noch gut sind oder z. B. schon Schimmel entsteht (man kann ihn erst spät sehen - ich kann es sehr früh erkennen), ich rieche auch Parfüms und Aromen sehr stark, was das Leben mit anderen Menschen nicht einfacher macht oder auch üble Gerüche wie z. B. Leute, die in Parfümfässer gefallen sind, Schweiß oder ähnliches. Ich schmecke sauer und bitter sehr stark und meide solche Lebensmittel. ich ekle mich auch stärker vor manchen Gerüchen oder Geschmacksrichtungben.
Außerdem bin ich sehr emphatisch, ich fühle Stimmungen bei meinen Gesprächspartnern und reagiere darauf automatisch, gleichzeitig "scanne" ich permanent meine Umgebung, registriere in der Haltung, Mimik und Gestik aller Menschen rings um mich herum, was sie denken oder fühlen. Ich weiß auf den 1. Blick, welche Menschen ich ansprechen kann und welche nicht, ich erkennen, wenn Jemand Hilfe braucht oder seine Ruhe haben will. Ich sehe, wenn Jemand in Not ist und biete sofort meine Hilfe an. Selbst wenn Jemand hinter mir ist, registriere ich das sofort - aber von hinten bedeutet für mich immer Gefahr und einen Angriff und ich reagiere darauf in Sekundenbruchteilen, ohne übertreiben zu wollen. Ich habe vor Jahren einen Selbstverteidigungskurs gemacht und jahrelang Bodybuilding - die Muskeln sind zwar nicht im Training aber nach wie vor da. Und der Körper kann sie einsetzen. Das bedeutet: Wenn ich Jemanden zu dicht hinter mir spüre - und ich spüre das sehr schnell (schneller als normale Menschen) und der Mensch oder das Tier reagieren nicht auf meine warnende Haltung, dann reagierte ich einfach. Und ich wehre Angriffe sofort ab, schlage zu, trete zu und "mache keine Gefangenen". Ich habe gelernt, dass ich als Frau keine Gefangenen machen darf, ich muss den Gegner in jedem Fall "kampfunfähig" machen, weil ich sonst keine Zeit habe, die Flucht zu ergreifen. Das macht Angreifer mir gegenüber immer hilflos, weil ich eben weiß, wohin ich schlagen muss und die nötige Kraft dafür habe. Sogar jetzt noch, obwohl ich so stark eingeschränkt bin durch die Arthrosen. Zum Glück ist in unserem Land Notwehr erlaubt und geduldet! In den USA säße ich wohl schon längst lebenslänglich im Gefängnis, auch ohne Jemanden getötet zu haben!
Ihr werdet jetzt wohl lachen und sagen "Wer eine Frau angreift, ist selbst schuld" aber ich habe diese Reflexe nicht unter Kontrolle und als HSP-Mensch habe ich ganz andere Reflexe als normale Menschen. Ich reagiere wie ein Raubtier, hat mal ein Arzt belustigt festgestellt. Aber der Vergleich trifft es genau auf den Punkt! Nur wissen das die anderen Menschen ja nicht und die Einstellung "Pech gehabt" teile ich nicht. Mich belastet, es wenn ich versehentlich einen Menschen verletzt habe, sehr!
Ich habe mehrfach Kollegen und Vorgesetzte geschlagen, die sich an mich rangeschlichen haben. Gottlob hatte ich meist einen Zeugen, der bestätigt hat, dass ich davor immer und immer wieder gewarnt habe. Einmal habe ich einen Trainingskameraden versehentlich geschlagen. der Bluterguss auf dem unteren Rippenbogen wurde von ihm in den folgenden Tagen wie eine Trophäe getragen und er hat immer allen zugerufen, dass sie bei mir Abstand halten sollten. Da war ich gerade von meinem Freund getrennt und ganz froh, dass Jemand auf mich aufgepasst hat.
Als Reiter sieht man die hochsensiblen Fähigkeiten wie Gehör oder auch Blick durchaus praktisch, Pferde sind ja Fluchttiere Ich habe die Gefahr immer schon gesehen, ehe mein Pferd sie überhaupt gehört hat. Unsere Begleiter waren immer erstaunt: Wenn mein Pony die Ohren spitzte, winkte ich meist ab und erklärte, was wir da hören. Die Begleiter haben es meist gar nicht mitbekommen oder gehört - konnten aber eingreifen, bevor ihre Pferde ausgetickt sind. Ich war immer eine beliebte Mitreiterin!
Ich habe es mir z. B. in den letzten Jahren abgewöhnt, meinen Gesprächspartner die ganze Zeit anzusehen - meist behalte ich die Umgebung im Auge, buchstäblich. Ich sanne permanent, in jeder freien Minute, mein Umfeld. So bekomme ich viele Dinge mit, die andere Leute gar nicht wahrnehmen. Wenn ich auf manche Dinge hinweise, wundern sich meine Gesprächspartner immer, was ich wieder gesehen oder auch gehört habe.
Schmerzen spüre ich auch viel stärker als andere Menschen und sie sind auch intensiver. Ich habe starke Schmerzen in den Arthrosegelenken und davon habe ich leider auch viele. Ich habe keine Tage, an denen ich keine Schmerzen habe. Ich wollte heute z. B. mal wieder ohne Schmerzmittel auskommen und musste jetzt leider wieder Ibuprofen nehmen weil ich heute tagsüber keine Chance mehr habe, mein Tilidin zu nehmen. Ich darf die Tabletten nur im Abstand von 12 Std,. nehmen und ich hätte heute Abend kaum eine Chance, die nächste Tablette zu nehmen!
Vom langen Stehen beim Plätzchenbacken gestern Nachmittag habe ich auch heute weider dick geschwollene Gelenke. Das Problem hatte ich auch Mittwoch nach dem Backen von Dienstag. So kann ich nur jeden 2. Tag etwas machen. Eventuell kann ich heute Abend ja noch ein paar Pralinen machen, dann sollte ich jetzt aber mal die Beine hochlegen zur Erholung.
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Onkel Lou
Beiträge: 95 | Post #10 geschrieben am 16.12.2016 - 17:11 | sehr lange Erklärung. ^^
Ein bisschen beängstigt mich, dass ich bei einigen Punkten einfach nur das stehe: "ist doch normal?"... aber ich schätze mal, da ist das, was du in deinen Worten siehst, etwas anderes, als das, was ich damit verbinde. Oder ich bin noch seltsamer, als ich bisher dachte. oÔ
Also in Kurzfassung kann man sagen: Deine Filter sind schlicht und ergreifend (so gut wie) nicht vorhanden? Dass dein also nicht so richtig in der Lage bist, das "Unwichtige" herauszufiltern und auszublenden?
Wobei ich es schon ein bisschen übertrieben finde, jetzt zu sagen, dass Frau so (sorry) überreagieren darf. Ich meine, klar, bei dir liegt's an der HSP, dass du so heftig reagierst, aber allein das Frausein sollte kein Freifahrtschein zur Gewalt sein. oÔ Jetzt mal ein bisschen hart ausgedrückt. (Edit: es sollte i.A. keinen Freifahrtschein anhand von Geschlecht, sozialem Status etc für Gewalt geben.)
Korrigiere mich, wenn ich das falsch verstanden habe: Wenn dir jemand zu nahe kommt - egal ob angreifend, oder einfach nur durch Unachtsamkeit und Unfähigkeit, deine Körpersprache zu lesen - dann gehst du auf Angriff? Aber wenn du jetzt nicht angegriffen, wirst, sondern eben jemand "einfach nur so" dir zu nahe kommt und (solche MEnschen gibt's ja auch zur Genüge), deine Körpersprache nicht lesen kann, dann greifst du den auch an? Oder kannst du das differenzieren?
(Post editiert am 16.12.2016 - 20:04) |
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