Als KleineBlume ihren Käsekuchen fertig zubereitet hatte, schlug sie begeistert die Blättchen zusammen und rieb sie aneinander. Mehlstaub rieselte auf die mit Krümeln und Fett beschmutzte Arbeitsplatte, doch KleineBlume störte sich nicht daran. Sie hob den Käsekuchen hoch und schob ihn auf eine bereitstehende Tortenplatte. Dann holte sie die Abdeckhaube, stülpte sie auf die Platte und klappte die Halteklammern fest.
Nun eilte KleineBlume in den Flur. Sie fischte ihren Anorak vom Garderobenhaken. Der Anorak war eine stängeldünne Spezialanfertigung, doch KleineBlume zog ihn trotzdem nur ungern an.
Aber draußen war es kalt und sie wollte schließlich zur Indianerin.
Schnell schnappte sich KleineBlume noch ihre dicken Blättchenschoner, die zwar wärmten, aber unblättlich waren. Ungelenk angelte sie nach dem Tortenbehälter und klemmte ihn sich zwischen ihre Blättchen.
Dann rollerte sie los.
Nach einer Viertelstunde Rollerei kam KleineBlume an. Vor Kälte schlotternd hielt sie vor Indianerins Haus und wummerte mit dem Töpfchen gegen die Tür. Denn Indianerins Türklingel war normal hoch angebracht und somit unerreichbar für die KleineBlume. Als niemand kam, fuhr KleineBlume mit voller Wucht gegen die Tür und rief: „Haaaaaaalllloooo!“
In diesem Moment ging die Tür auf und KleineBlume schoss von ihrem Schwung getragen gegen Indianerins Schienbein. „Entschuldigung, Indi“, sagte KleineBlume atemlos. Sie balancierte den Tortenbehälter nervös zwischen ihren Blättchen und stellte ihn schließlich auf dem Fußboden ab. "Macht nichts, KleineBlume!" Indianerin nahm den kleinen Behälter auf und brachte ihn in die Küche.
„Ich mach uns schon mal Kaffee“, rief sie, während sich KleineBlume umständlich aus ihrem Anorak schälte.
Einige Minuten später saßen die beiden beim Kaffee zusammen. KleineBlume taute so langsam auf. „Schön hier, und so ruhig“, meinte sie.
Doch nun war das Röhren eines Motorrads zu hören. „Hm, eine Harley Davidson?“ fragte KleineBlume.
„Ich kenne niemanden, der eine Harley fährt“, erwiderte Indianerin. Sie warf einen kurzen Blick zum Fenster hinaus, aber dort war niemand zu sehen.
„Juhu!!!“ krakeelte es auf einmal und jemand klopfte ans Fenster. Ein schlappohriger Hund mit Motorradhelm tauchte abrupt vor dem Fenster auf. „Wuffi, mein Gott!“ rief Indianerin und presste die Hand auf ihr Herz. „Da erschreckt man sich ja zu Tode!“ Wuffi grinste durchs Wohzimmerfenster. Indianerin ging zur Tür und ließ Wuffi ein. „Komm rein, du kommst gerade recht zum Kaffee. KleineBlume hat Käsekuchen mitgebracht.“
Wuffi nahm den Helm und die Motorradjacke ab und trat ein. Im Wohnzimmer beäugte er einen freien Stuhl und sprang schließlich mit allen Vieren darauf. Dann setzte er sich auf den nackten Po. Indianerin brachte ihm einen Teller und stellte eine Tasse vor ihn hin. Dann schnitt sie den Kuchen. „Hm, KleineBlume – der lässt sich aber nicht gut schneiden…“ stellte sie fest. „Hast du da alles richtig gemacht?“
„Ich denke schon“, erwiderte KleineBlume. „Ich habe Käse genommen und Mehl, Butter und so einen Fertig-Kuchen und dann habe ich…“
Wuffi und Indianerin starrten KleineBlume entgeistert an. „Hab ich etwas falsch gemacht?“ wollte KleineBlume wissen.
Aber da hatte Indianerin schon die Broschüre des Pizza-Service herausgeholt. „Was mögt ihr denn?“ fragte sie. „Spaghetti bolognese“, antwortete Wuffi. „Ich hab Hunger!!!“
An seinen Lefzen bildeten sich die ersten Speichelfäden.
Neue Reizwörter:
Oma, Power-Müsli, baufällige Hütte, Rabenflügel
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