Die spannensten Geschichten schreibt das Leben selbst. Heute im einem Newsletter:
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eine Weihnachtskrippe mit nur einem Baby? Wie langweilig! In meiner Krippe liegen zwei Jesulein. Zwillingsbrüder. Zugegeben, es ist etwas eng, und die beiden sind sich auch gar nicht ähnlich – aber es ist nun einmal passiert. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie verwirrt die Engel dreinschauen. Von Maria muss ich erst gar nicht reden …
Doch Hand aufs Herz: Wenn man zwei Jesulein hat, kann man eines doch nicht einfach im Keller liegen lassen und das andere darf in den Stall. Gut, zugegeben, Stall ist jetzt auch nur sub-optimal – aber darüber habe nicht ich zu befinden. Ich bin ja schon froh, dass Jesus keine Wassergeburt war. Wer weiß, was wir sonst vor den Weihnachtsbaum oder in das Fenster stellen würden.
Meine Tochter Vivian ist der Grund für das Baby hoch zwei, das seit Weihnachten 2003 den Platz in der Krippe so eng macht. Die damals fünfjährige Vivi hatte, wie die meisten anderen Kinder auch, Weihnachten nicht erwarten können. Immer wieder war sie schon in den Tagen vor Weihnachten in den Keller gerannt, um die Weihnachtskugeln und Kerzen, die eingepackte Krippe und all den Glitzer anzuschauen, der nur darauf wartete, nach oben geholt zu werden um am, um und im Baum verteilt zu werden.
Sozusagen zur Vorbereitung auf das große Fest holte sich Vivi ab und an eine der Krippenfiguren nach oben. Ausführlich wurde den Figuren das Wohnzimmer gezeigt – und der für die Krippe reservierte Platz. Erst als sie schließlich auch das Jesus-Baby nach oben holte, protestierte ich. „Das Baby ist doch noch gar nicht geboren!“ Das sah die Kleine ein. Dachte ich. Jedenfalls trug sie das Jesuskind wieder nach unten. Dort hörte ich sie nuscheln: „Wenn ich dich nicht sehen darf, dürfen es die anderen auch nicht!“ Damit fingen die Probleme an … denn als Heiligabend die Krippe feierlich nach oben getragen wurde, waren sie alle da:
Die Ochsen, der Esel, die Hirten, die Engel, Maria und Josef. Nur einer fehlte: Jesulein. „Wo hast Du das Baby hingetan?“, fragte ich meine Kleine. Sie zuckte mit den Schultern: „Weiß ich nicht …“ „Aber herrje, wir können doch keine Krippe ohne Baby aufstellen!“ „Dann kauf doch ein neues Baby!“
„Als wenn man Babys einfach kaufen könnte“, sagte ich. „Hab ich dich gekauft?“ „Nein, aber ich bin auch nicht das Jesuskind“, kam die gewohnt schlagfertige Antwort – und damit stand ich mit dummen Gesicht und ohne Jesus da. Wo meine Tochter recht hat, hat sie recht ….
Hektischer Blick auf die Uhr: Noch eine viertel Stunde hatten die Läden auf. Also raus aus dem Haus, rein ins Auto, hin zum Weihnachtsmarkt. Und jaaaaah – triumphierend wie ein Fußballspieler, der den gerade gewonnenen Pokal in die Höhe reißt, riss ich ein Jesusbaby nach oben – und erstand den neuen Weltenretter. Im ICE-Tempo zurück nach Hause. „Ich hab eins“, rief ich schon in der Tür. Meine Tochter sah mich irritiert an. „Was denn?“ „Na, ein neues Jesus-Baby!“ „Hm“, machte die Tochter. Ich hatte eigentlich Lob erwartet.
„Was heißt denn ‚Hm‘“, fragte ich? „Wir haben das andere Baby wiedergefunden“, meinte die Kleine. „Es lag auf der Treppe!“ „Und was machen wir jetzt mit dem neuen Kind?“, fragte ich. Und bekam eine pragmatische Antwort: „Jetzt ist es Zwilling!“ Vivi nahm mir das Kind aus der Hand und transportierte es zur Krippe, wo es Jesuslein zwei neben Jesuslein eins legte. „Die sind hübsch“, sagte Vivi fachmännisch. „Maria wird sich bestimmt freuen!“ Das tut sie jetzt, die Maria. Bereits 14 Jahre lang. Und falls nicht eines der Babys doch noch verloren geht – dann werden die beiden noch viele Jahre lang friedlich nebeneinander liegen.
Günter Stein, Chefredakteur Business Digest
Da kommt in mir die Frage auf, wie wohl die Geschichte verlaufen wäre, hätte Maria tatsächlich Zwillinge bekommen!?
Euch allen ein sinnliches Weihnachtsfest, bleibt gesund und habt eine gute Zeit!
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